Koch, Wilhelm

[563] Koch, W. Friedrich Nicolovius, der Begründer der Firma Wilhelm Koch in Königsberg i. Pr. wurde am 18. 5. 1786 als Sohn des Hofrats Nicolovius in Königsberg geboren. Früh zur Waise geworden, besuchte er später das Gymnasium und bezog in seinem 17. Jahre die Universität Königsberg um Philosophie zu studieren. 1787 trat er als Buchhandlungslehrling bei Hartknoch in Riga ein. 1790 kehrte Nicolovius nach seiner Vaterstadt zurück und etablierte in einem Gebäude neben dem grünen Turm, in dem sich nachmals das Bank-Comptoir befand, eine Buchhandlung. Auch der bald unternommene Verlag hatte günstigen Erfolg, als ihm Gelehrten wie Kant, Klinger, Voß, von Baczo, Bessel, K. G. Hagen, Kotzebue, Kraus u. a. ihre Schriften anvertrauten, und der freie Verkehr mit Rußland ihm bedeutende Einnahmen zuführte. Freilich hatte er auch Verluste zu erleiden. So wurde ihm z.B. eine »Geschichte der Araber in Sizilien« zum Verlag angeboten und dringend empfohlen. Nachdem sie in einer splendiden Quartausgabe erschienen war, stellte sich heraus, daß das Machwerk nur Makulatur war und Nicolovius einen Verlust von 8-10000[563] Thaler verursacht hatte. Sein Sortimentsladen bildete den Mittelpunkt des geistigen Verkehrs der Stadt Königsbergs. Der unglückliche Krieg von 1806/7 schlug jedoch seinem Geschäfte Wunden, von denen es sich nicht wieder erholte. Dazu kamen verfehlte Spekulationen, wie die Herausgabe einer zweiten politischen Zeitung, polnische Uebersetzungen der für die südpreußischen und neuostpreußischen Schulen bestimmten Schulbücher, die Anlage einer großen Leihbibliothek kurz vor dem Kriege, usw. Es kam endlich soweit, daß er im Jahre 1818 seine Buchhandlung verkaufen mußte und den Posten eines Bancokassierers annnahm. Die große Bibliothek, die Nicolovius zurückbehalten hatte, wurde nach seinem Tode, 1836, verschleudert. Eine merkwürdige, für die Litteraturgeschichte unschätzbare Korrespondenz mit vielen Gelehrten und Dichtern Deutschlands, in der neben buchhändlerischen Angelegenheiten auch allgemeinere zur Sprache gebracht wurden, wanderte in den Gewürzladen, verloren für immer. Die Buchhandlung übernahmen die Gebrüder Friedrich und Ludwig Bornträger aus Osterode am Harz.

1843 verkauften die Brüder die Sortimentsabteilung an G. Tag und Wilhelm Koch, die sie unter der Firma Bornträgersche Sortimentsbuchhandlung bis zum Jahre 1853 gemeinsam fortführten. Nach dem im gleichen Jahre erfolgten Austritt G. Tags, der Musiker von Beruf war, aus der Firma, übernahm Wilhelm Koch aus Osterode am Harz dieselbe für alleinige Rechnung und führte sie von da ab auch unter eigenem Namen fort. Wilhelm Koch starb am 4. 10. 1875; am 1. 5. 1876 übernahm sein Sohn, der seit 1873 dem Geschäft angehörige Arnold Franz Wilhelm Koch, die Firma. 1882 vereinigte dieser die Buchhandlung von Friedrich Hermann Reimer (gegr. im Jahre 1874 von A. Hausbrand) mit der seinigen und firmierte auch eine zeitlang Koch & Reimer; 1883 gliederte Koch dem Geschäfte ein Antiquariat an, das sich schnell zu großer Blüte erhob. 1885 trat Reimer aus und 1887 wurde wieder die alte Firma Wilh. Koch in ihre Rechte eingesetzt; sie ging durch Kauf am 1. Mai 1892 an den jetzigen Inhaber Benno Kittel über. Der Kundenkreis der Firma umspannt die ganzen Provinzen Ost- und Westpreußen.

Im Verlag der Gebrüder Bornträger in Königsberg erschien außer oben erwähnten Schriften u. a. A. Blumauers sämtliche Werke; Drumann, Geschichte Roms, 6 Bände; J. v. Eichendorffs Trauerspiel »Ezelin von Romano«; Höltys Gedichte; bekannte landwirtschaftliche Schriften von W. A Kreyssig, A. v. Lengerke und[564] F. Schmalz; Wagenfelds Vieharzneibuch (jetzt Verlag von J. Neumann in Neudamm); Joh. Voigts preußische Geschichte, 9 Bde. u. v. a.

Nach dem Tode Ludwig Bornträgers, 1843, wurde das Geschäft von Friedrich Bornträger (gest. 1866) allein fortgesetzt. 1867 erwarb es Eduard Eggers, der seinen Sitz gleichzeitig nach Berlin verlegte. Seit 1895 befindet sich die Verlagsbuchhandlung im Besitz von Dr. Robert Thost.

Von den neueren Verlagsunternehmen der Firma seien hier erwähnt: Carus Sterne, Werden und Vergehen; die Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik; V. Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere usw.

Quellen: Vergius, Fr. Nicolovius, Königsberg 1850; Verlagskatalog Nicolovius 1817; desgl. Bornträger 1828, 1833, 1840, 1860, 1883; direkte Mittlgn.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 563-565.
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