[608] Leske. Carl Wilhelm Leske wurde am 30. März 1784 als Sohn eines Leipziger Professors geboren. Mit 14 Jahren kam er in die buchhändlerische Lehre zu Heyer in Gießen, der ihn mit 17 Jahren zum Geschäftsführer seiner 1798 gegründeten Darmstädter Handlung ⇒ Heyerische Neue Buchhandlung machte. Leske ging dann für kurze Zeit nach Paris und trat 1806 als Teilhaber Heyers in dessen Darmstädter Geschäft, mit dem Rechte zu eigenen Verlagsunternehmungen. Die Firma wurde von 1811 ab in Heyer & Leske abgeändert; 1821 erfolgte die Trennung in Hofbuchhandlung von C. W. Leske und J. W. Heyer Sohn (bezw. Hofbuchhandlung).
Neben seinem bedeutenden Verlagsgeschäfte besorgte Leske auch den Verschleiß des sehr umfangreichen Verlages der Buchhandlung der Fürstlichen Invalidenanstalt in Darmstadt (gegr. 1784) und übernahm die Expedition der Darmstädter Zeitung sowie des Regierungsblattes etc. In seinem Verlage erschienen die Allgemeine Kirchenzeitung, seit 1822; die Allgem. Schulzeitung, seit 1824; die Allgem. Militärzeitung, seit 1826 etc.; ferner Moller, Baudenkmäler Hessens; Staat und Rewettscher Altertümer; Creuzers Symbolik und viele architektonisch und artistische Werke. Leske rief zuerst die Zinkographie ins Leben, die er in seiner seit 1823 bestehenden Druckerei mit sechs Pressen ausbildete. 1830 war er in Paris, um zusammen mit andern deutschen Kollegen eine deutsche Buchhandlung dort zu gründen, welcher Versuch aber scheiterte. Um sich ganz dem Verlage und seiner Buchdruckerei zu widmen, trat Leske die Sortimentsabteilung seines Geschäftes im Jahre 1832 an Ludwig Pabst ab; mit letzterem zusammen schuf Leske jedoch, unter der nunmehrigen Firma Pabst & Leske in Darmstadt einige neue Verlagsunternehmungen. 1850 erwarb Emil Roth in Gießen (gegr. 1822) eine Anzahl Verlagsartikel dieser Firma, der Rest ging 1853 an die Ferbersche Universitätsbuchhandlung in Gießen (gegr. 1822) über, kam aber 1864 ebenfalls an Roth.[608]
C. W. Leske starb am 13. 11. 1837; das Geschäft wurde einstweilen von der Witwe weiter betrieben und kam 1846 an Karl Friedrich Julius Leske. Dieser war am 8. 12. 1821 zu Darmstadt geboren. Nach Absolvierung einer Privatlehranstalt besuchte er später das Darmstädter Gymnasium, welches er mit 14 Jahren verließ um in der Benderschen Schulanstalt zu Weinheim seine Studien fortzusetzen. Nach kurzem Aufenthalt auf der Darmstädter Gewerbeschule trat Leske 1837 bei Haenel in Magdeburg als Buchdruckerlehrling ein, von wo er 1838 nach Potsdam zu Riegel kam, um hier seine dreijährige Buchhändlerlehre durchzumachen. Danach besuchte er die Universitäten von Goettingen und Berlin, hier Vorlesungen über Philosophie, Geschichte und Poesie hörend. Zur weiteren Ausbildung ging er 1842 nach Rotterdam, London und Wien um am 1. Januar 1846 das väterliche Geschäft zu übernehmen, sich nunmehr eifrig dem Verlage widmend.
Von den unter seiner Firma verlegten äußerst zahlreichen Werken seien erwähnt die Schriften von Oberbaurat Amelung, Oberforstrat Freiherr von Berg, Professor Fr. Creuzer, C. L. P. Eckhardt, Geh. Rat Feder, Prof. Ph. Fischer, Dr. Fölsing, Oberbaurat Grimm, Freiherr J. v. Hammer-Purgstall, Dr. Emil Hoffmann, Prof. Hundeshagen, Prof. Kaup, Prof. Külp, Prof. Dr. J. Moleschott, Geh. Baurat Dr. Moller, Prof. Schenkel, Prof. Thudichum, Prälat Zimmermann u. a. Zu diesen Männern von wissenschaftlichem Rufe kamen auch Vertreter der Kunst und Literatur, sodaß auch folgende Namen: K. Buchner, Ad. Dörr, Moritz Hartmann, Hoffmann v. Fallersleben, Franz Petöfy, Luise von Ploennies u. a. im Leskeschen Verlagskatalog erscheinen. Eine nicht geringe Zahl von Zeitschriften trat dazu, darunter der »Bote des evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung«, »das Elternhaus und die Kleinkinderschule«, »Gewerbeblatt des Großherzogtums Hessen« und »Theologisches Literaturblatt«. Auch die Kalender-Literatur war reichlich und gut vertreten.
Neben der verlegerischen Tätigkeit widmete C. Leske besonders auch der Vervollkommnung seiner Buchdruckerei die größte Aufmerksamkeit. Er vermehrte die Zahl der Pressen, führte technische Verbesserungen ein und brachte es sehr bald dahin, daß die Druckerzeugnisse seiner Offizin sich durch guten Geschmack auszeichneten und Ruf erlangten. Eine große Zahl von auswärtigen Verlagshandlungen ließ infolgedessen ihre Druckwerke in der Leskeschen Druckerei herstellen.
Da kam das Jahr 1848, welches berufen war, dem, wie es schien, so sicher begründeten Leskeschen Geschäft eine gewaltigen Stoß zu geben, von dem sich dasselbe nie wieder ganz erholt hat. Die allgemeine Bewegung jener Zeit ergriff auch den sechsundzwanzigjährigen[609] Leske; mit großer Hingabe warf er sich ihr in die Arme. Er trat unter die sogenannten »schwarzen Schützen« und flüchtete in Gesellschaft von Struve und Brentano nach Straßburg, von wo er nach Paris ging. Dort machte er die Bekanntschaft von Heinrich Heine, Moritz Hartmann, Kalisch, Grün, Otto Müller u. a. und verlebte mit ihnen und manchen Künstlern wie Pfnor, Willmann u. a. eine sehr angeregte Zeit. 1850 kehrte er in die Heimat zurück und übernahm wieder die Leitung des väterlichen Geschäftes, welches sich inzwischen wesentlich anders gestaltet hatte.
Ein Hauptzweig des Geschäftes, der Großherzogliche Staatsverlag (die Regierungs-Landeszeitung, das offizielle Gesangbuch u. a. umfassend), war inzwischen der G. Jonghausschen Hofbuchhandlung in Darmstadt übertragen worden; auch hatte infolge von Familienverhältnissen ein nicht geringer Teil des Betriebskapitals dem Geschäfte entzogen werden müssen; dazu kamen schwere Verluste und Einbußen aller Art. Obwohl der Besitzer seine alte Tätigkeit wieder mit Kraft und Entschlossenheit aufnahm, konnte er das Geschäft doch nicht mehr auf die alte Höhe bringen. Zahlreiche Verlagswerke ließ er in andere Hände übergehen; in der Hauptsache übernahm dieselben 1857 Ed. Zernin in Darmstadt, der damit sein Geschäft begründete. Ein weiterer Teil kam 1867 an die C. F. Wintersche Verlagshandlung in Darmstadt (gegr. 1827) während vordem eine Reihe von Leipziger Antiquaren viele alte Verlagsvorräte erworben hatten. Leske wandte seine vermehrte Sorgfalt nunmehr der Druckerei zu. 1862 gründete er mit mehreren Parteigenossen die »Hessische Landeszeitung«, nachdem er kurz vorher seine Druckerei an seinen bisherigen Associé Victor Groß, mit welchem er 1858 einen Gesellschaftsvertrag eingegangen war, abgetreten hatte. Carl Leske starb am 12. 10. 1886.
Quellen: Neuer Nekrolog der Deutschen 1837; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1886; Verlagskatalog 1826, 1831, 1841, 1853.