[797] Regiomontanus, J. Der ausgezeichnete Mathematiker Johann Regiomontanus, eigentlich Johann Müller aus Königsberg in Franken, wo er am 6.6.1436 geboren wurde, auch Molitor, Kunsperg, Johannes Germanus oder Francus genannt, errichtete 1471 mit Unterstützung eines begüterten Nürnbergers, Bernhard Walther, eine Druckerei, welche ausschließlich die Hebung der mathematischen Wissenschaften ins Auge faßte. Die ersten Erzeugnisse seiner Presse waren ein deutscher und ein lateinischer Kalender, die in Holztafeldruck ausgeführt, dann mit Typen gedruckt wurden, und mehrere mathematische Werke, unter welchen die »Ephemeriden« für 1474-1506 die vornehmste Stelle einnahmen.
Das Aufsehen, welches die letzte Publikation (in der er seine astronomischen Beobachtungen, durch tägliche Tafeln die Constellation der Gestirne bis zum Jahre 1506 voraus zu verzeichnen, niederlegte) erregte, war so groß, daß Regiomontanus durch Papst Sixtus IV. das Bistum von Regensburg übertragen und er somit zum Bischof von Regensburg ernannt und gleichzeitig nach Rom berufen wurde, um dort eine Reform des Kalenders auszuführen. 1475 verließ Regiomontanus Nürnberg, reiste nach Italien und starb am 6.7.1476 an der Pest, oder der Sage nach durch griechisches Gift, welches ihm die Söhne des Georg von Trapezunt für die Beschimpfung ihres Vaters, in dessen Uebersetzungen Regiomontanus grobe Fehler aufgedeckt, beigebracht hätten.
Regiomontanus Druckerei befand sich in der Karthäusergasse zu Nürnberg. Ziegler nimmt an, daß er selbst garnicht gedruckt,[797] sondern nur die Leitung und Aufsicht in der B. Waltherschen Druckerei daselbst geführt habe. Dem steht aber eigentlich der vorkommende Ausdruck ex officina de monte regio entgegen. Jedenfalls aber ist die Druckoffizin nach des Regiomontanus Abgang aus Nürnberg verschollen.
Quellen: Ziegler, Regiomontanus, Dresden 1874; Klemm, Beschreibender Katalog, Dresden 1884; Kapp, Buchhandel; Hase, die Koberger, Leipzig 1885; Panzer, Bruchstücke zu R. Leben, Nürnberg 1797.