Regiomontanus

[688] Regiomontanus d.h. der Königsberger, nannte sich der um Mathematik u. Astronomie hochverdiente Joh. Müller, geb. 1436 zu Unsind bei Königsberg in Sachsen-Meiningen, welcher zu Leipzig und dann zu Wien bei dem berühmten Peurbach neben der Theologie Mathematik und Astronomie studierte u. 1462 mit dem Cardinal Bessarion nach Italien reiste, um Griechisch zu lernen. Nach Wien zurückgekehrt hielt R. mathematische Vorlesungen, errichtete nach kurzem Aufenthalt in Ungarn, wohin ihn Mathias Corvinus berufen, 1471 mit B. Walther zu Nürnberg eine Buchdruckerei, welche kunstreiche und gegenwärtig sehr selten gewordene mathematische Werke lieferte. Papst Sixtus IV. machte ihn 1474 zum Bischof von Regensburg, berief ihn aber zugleich nach Rom, damit er an der Verbesserung des Kalenders sich betheilige; aber schon 1476 st. R. zu Rom an der Pest oder durch Gift, welches ihm die Söhne des Georg von Trapezunt beigebracht haben sollen, weil er die Uebersetzungsfehler derselben im Ptolemäus rücksichtslos nachgewiesen hatte. R. war einer der frühesten, die im deutschen Reich Interesse für die Astronomie weckten, brachte das Studium der Algebra und Trigonometrie von neuem und nachhaltig in die Höhe, erfand und verbesserte auch mancherlei mechanische Instrumente und hinterließ viele in sein Fach einschlagende Schriften. Vgl. G. H. von Schubert: Peurbach und R., die Wiederbegründer einer selbständigen und unmittelbaren Erforschung der Natur etc., Erlangen 1828.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 688.
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