Kupferplatte

[635] Kupferplatte.

Die küpferne Platte, auf welche eine Zeichnung geäzt oder gestochen werden soll, oder gestochen ist.

Man hat das gemeine Kupfer zum Stechen gewählt, weil es nicht so kostbar, als Silber, nicht so weich als Zinn, und nicht so spröde und schiefericht als Meßing ist. Allein es hat doch die Unvollkommenheit, daß es sich durch die Arbeit des Abdrukens stark abnuzet, so daß man nicht so viel Abdrüke von einer Platte machen kann, als man wünschte: die feinesten Striche löschen sich aus, oder werden doch zu schwach, nachdem wenige hundert Abdrüke gemacht worden. Vielleicht ließe sich eine Vermischung machen, die ohne spröde oder schiefricht zu seyn, mehr, als das Kupfer aushalten könnte. Feines Kupfer mit sehr reinem Zink vermischt, macht einen Tombak, der etwas härter ist, als Kupfer, aber ein eben so feines Korn hat. Es ist zu bedauern, daß eine so schöne Kunst, der Unvollkommenheit unterworfen ist, nur so wenig gute Abdrüke von einer Arbeit zu liefern, die einen Künstler Jahrelang beschäftiget hat.

Man sucht zur Arbeit des Stechens und des Aezens das feineste Kupfer aus, und läßt es lange hämmern, um es überall gleich feste zu machen. Die Dike der Platte richtet sich nach ihrer Größe: wenn sie so ist, daß die fertige Platte, die etwa einen Fuß lang und 9 bis 10 Zoll breit ist, eine Linie oder den 12ten Theil eines Zolls dik geblieben, so scheint sie eine hinlängliche Dike zu haben.

Wenn die Platte lange gehämmert worden, so wird sie auf einem glatten Schleifstein geschliffen, bis sie eine überall gerade Fläche hat, in welcher weder Striche noch Vertiefungen des Hammers zu sehen sind. Wenn man damit fertig ist, so wird sie noch einigemahle mit Bimsstein, den man immer feiner nehmen muß, abgeschliffen, wodurch sie eine vollkommenere Glätte bekommt.

Hiernächst wird sie zuerst mit feinen Holzkohlen noch einmal abgeschliffen, daß auch die feinesten Striche des Bimssteins verschwinden, und endlich mit dem Polierstahl vollkommen polirt. In diesem Zustande kann der Stecher oder Aezer seine Arbeit anfangen.

Wenn die Platte ganz oder zum Theil soll geäzt werden, so wird sie, nachdem sie auf vorbeschriebene Weise zurechte gemacht worden, gegründet. Diese Zubereitung ist in einen besondern Artikel beschrieben worden.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 635.
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