Pastel

[883] Pastel. (Mahlerey)

In Pastel mahlen, (eigentlich sollte man sagen, mir Pastelfarbe mahlen) heißt mit trokenen in kleine Stäbe (Pastels) geformten kreidenartigen Farben mahlen. Diese Art zu mahlen hält das Mittel zwischen dem bloßen Zeichnen, und dem eigentlichen Malen mit dem Pensel. Die Pastelfarben, werden eben so, wie die Reiskohle geführt, aber wo man gebrochene Farben nöthig hat, werden die Striche verschiedener Farben mit dem Finger in einander gerieben. In dem fertigen Gemählde ist nicht mehr zu sehen, daß die Farben blos durch Striche aufgetragen worden. Ueberhaupt scheinen sie nur wie Staub auf dem Grunde, der meistentheils Papier ist, zu liegen. Indessen giebt es Pastelgemählde, die ohne den Glanz der Gemählde in Oelfarben und ohne die Feinigkeit der Miniaturgemählde, eben so schön, als diese sind. Weil aber die Farben nur als Staub aufgestrichen sind, so müssen diese Gemählde hinter Glas gesezt werden, weil sie sich sonst auswischen, und auch um zu verhindern, daß die Farben nicht nach und nach abfallen.

Ich habe nirgend gefunden, wer der erste Urheber dieser Art zu mahlen ist. Der berühmte La Tour hat darin den größten Ruhm erlanget, und von dem bekannten Liautard, sonst auch le peintre Turc genannt, habe ich sehr schöne Portraite gesehen. La Tour, und noch ein anderer Mahler Lauriot haben diese Art dadurch verbessert, daß sie das Geheimnis erfunden, die Pastelfarben auf dem Gemählde so halten zu machen, daß sie sich nicht auswischen. Ihre Art zu verfahren ist so viel ich weiß, nicht bekannt.

Bey der Churfürstlichen Gallerie in Dreßden ist ein besonderes Cabinet von lauter Pastelgemählden davon der größte Theil von der berühmten Rosalba sind. In dieser Sammlung befindet sich auch das Portrait des berühmten Ant. Raph. Mengs in seiner Jugend von ihm selbst gemahlt, und hebt sich sehr merklich über alle dort befindliche Stüke heraus. Man glaubt einen Kopf vom großen Raphael zu sehen, indem man es ins Aug bekommt.

Die Pastelle oder Farben, deren man sich in dieser Art bedienet, werden auf folgende Weise gemacht. Man reibet die Farben troken ab, macht sie hernach mit Honigwasser, worin sehr wenig Gummi aufgelößt ist, an. Die Farben werden mit Bleyweis, [883] oder auch mit Kreide, oder Talkgips versezt, wodurch man die verschiedenen hellen Tinten erlanget. Diese angemachte Farben werden in runde Stäbchen geformt, mit denen die Arbeit des Mahlens verrichtet wird. Aber die beste Zubereitung der Pastelfarben ist doch ein Geheimnis. Hr. Stupan von Geburth ein Baßler, der sich in Lausanne aufhält, wird schon längstens für den besten Zubereiter dieser Farben gehalten.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 883-884.
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