Birmanen

[106] Birmanen (M. der). Die Religion dieses Volkes nähert sich dem Cultus der Hindus in einigen Beziehungen, insoferne Polytheismus dessen Basis ist, und Buddha als die höchste Gottheit angesehen wird, obwohl die B. nichts davon zu wissen scheinen, dass Buddha und Wischnu eine und dieselbe Person sind. Buddha beherrscht die Götter von Birma als höchstes Wesen unter dem Namen Godma. Ihm untergeben sind zunächst drei erhabene Gottheiten, Sigiami, Thasimi und Mahasundera; die letztere scheint die mächtigste derselben, sie ist weiblichen Geschlechts, Erhalterin der Erde für die Zeit, während welcher sie nach Godma's Gesetzen bestehen soll, dann aber diejenige, welche sie selbst vernichtet; ihr Bild befindet sich als Hauptidol in dem berühmten Pyramidentempel zu Pegu. Zu diesen vier Göttern gesellen sich noch drei andere Dämonen: der Luft, des Feuers und des Wassers. Auch in Birma ist die Lehre von der Seelenwanderung zu Hause, und dieser sind die Götter so gut unterworfen als die Menschen; fünf von den[106] erstern haben auch bereits ihre Wanderung durch menschliche Körper zurückgelegt und sind als Lehrer und als Muster der Tugend auf der Erde gewesen, die beiden Andern werden noch erwartet, und sollen das goldene Zeitalter herbeiführen. Die B. theilten die Ansicht der Indier von dem Berg Meru als Wohnsitz der Guten; ihre religiösen Gesetze gebieten den Fürsten Wachsamkeit für die Tugendhaftigkeit des Volkes und versprechen denselben ein Neuntel des Lohnes, welcher die Tugenden trifft, die durch sie erweckt worden; aber auch von der Strafe des Lasters, welches ihre Unvorsichtigkeit gestattete, trifft sie ein gleicher Theil. Die Priester scheinen keine streng gesonderte Kaste zu bilden; sie sollen thätig, gut und gastfreundlich sein, häufig klosterartig vereint leben, doch stets in nützlicher Beschäftigung und bei offener Thüre, damit ein jeder sehen könne, wie es bei ihnen zugeht. Ihre Zeiteintheilung richtet sich nach dem Monde, dessen vier Haupt-Phasen sie feiern, still daheim sitzend, ohne irgend eine Beschäftigung.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 106-107.
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