Hanumat

[228] Hanumat oder Hanuman (Ind. M.). Um die indischen Pagoden halten sich Affen in grosser Menge auf; sie werden von den Braminen nicht nur geduldet, sondern selbst genährt und gepflegt. Ein alter starker Affe masst sich gewöhnlich die Herrschaft über eine solche Heerde an, er heisst H., und zwar kommt die Benennung von dem Feldherrn des Rama, welcher obigen Namen führte; er war ein Sohn des Pavan, des indischen Gottes der Winde, und seine Truppen waren grosse Affen und Satyrn. Der Historiker sieht in diesem Affengeneral nichts als den Anführer einer hässlichen, tatarischen, vielleicht in Pelz gehüllten Horde; die Indier aber erzählen als völlig gewiss das Folgende: Der Gott Hora ging einst mit seiner Gattin, Paramerseri, in einem mit Affen erfüllten Walde spazieren; zwei derselben wurden von der Göttin bemerkt, indem sie so zärtlich gegen einander waren, dass sie Lust bekam, ihnen nachzuahmen, sich in eine Aeffin verwandelte und ihren Gatten bat, dasselbe zu thun; als der Rausch verflogen war, schämte sie sich des Kindes, das sie unter dem Herzen trug, und bat den Gott der Winde, Pavan, dasselbe in den Schooss einer Andern zu tragen; diess geschah, und so hiess H. der Sohn des Pavan. Erwachsen, machte er sich durch seine Stärke, Kühnheit und Klugheit berühmt, und leistete dem Wischnu in der Verkörperung des Rama die wichtigsten Dienste, daher er auch stets in dem Umkreis der Pagoden dieses Gottes eine Capelle hat; zu Kalikut aber (auf der Küste Malabar) hat er selbst eine der prachtvollsten Pagoden, deren Porticus von 700 Marmorsäulen getragen ist.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 228.
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