Icarius

[269] Icarius (Gr. M.),

1) Sohn des Oebalus und der Najade Batia, Bruder des Tyndareus und des Hippocoon. Letzterer vertrieb mit seinen Söhnen, den Hippocoontiden, seine beiden Brüder, welche zu König Thestius entflohen, jedoch späterhin durch Hercules beide wieder nach Sparta zurückgeführt wurden. I. hatte sich mit der Najade Periböa vermählt und diese ihm fünf Söhne: Thoas, Damasippus, Imeusimus, Aletes, Perileos, und eine Tochter Penelope, die Gemahlin des Ulysses, geboren. - Auf dem Wege von Sparta nach Arcadien stand eine Bildsäule der Scham, die ein Weihgeschenk des I. gewesen sein soll. Als nämlich I. dem Ulysses die Penelope zur Frau gegeben, suchte er zuerst denselben in Lacedämon zu halten, da er aber nichts ausrichtete, bat er die Tochter, bei ihm zu bleiben, und wie sie schon nach Ithaca abzog, folgte er ihr auf einem Wagen und wiederholte seine Bitten. Länger aber ertrug es Ulysses nicht; er liess der Penelope die Wahl, entweder ihm willig zu folgen, oder mit ihrem Vater nach Lacedämon zurückzukehren. Da soll sie nicht geantwortet, sondern ihr Antlitz in ihren Schleier verhüllt haben. I. entliess sie nun und weihete an der Stelle, wo sie sich verhüllte, der Scham die Bildsäule.

2) I., lebte unter der Regierung des Königs Pandion in Attica; zu ihm kam Bacchus, ward gastfrei aufgenommen und I. von dem Gott durch eine Weinranke belohnt, welche er pflanzte und weiter verbreitete. I. wollte, nachdem er die Bereitung des Weines gelernt, die anderen Menschen an diesem Geschenke des Gottes Theil nehmen lassen, allein die Hirten, welche den ungemischten Wein voll Lust in langen Zügen tranken, glaubten sich, als sie berauscht wurden, vergiftet, und ermordeten ihn, begruben ihn jedoch den Tag darauf voll Reue über ihre Unthat. Seine Tochter Erigone suchte ihn überall vergeblich, bis ein getreuer Hund Namens Mära das Grab entdeckte. Da erhängte sich Erigone aus Verzweiflung, ward aber von den Göttern sammt dem Hunde unter die Sterne versetzt. Sie ist die Jungfrau im Thierkreise, ihr Hund der kleinere Procyon unfern des Orion.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 269.
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