Kurus

[303] Kurus (Ind. M.), eine mächtige, zahlreiche Herrscherfamilie, von einem ihrer Glieder; Kuru, dem jüngsten Sohne des Dschudschad, so genannt, dessen Nachkommen die K. alle sind. Sie regierten in dem glücklichsten Theile Indiens, in dem gemässigten Striche der Ebenen von Agra und Delhi, welches letztere wahrscheinlich die Hauptstadt des Reiches war. Einer von den Kindern oder Enkeln des Kuru, mit Namen Dritaraschtra, hatte einhundert und zwei Kinder, unter denen nur eine Tochter war. Diese jungen Krieger sahen scheel dazu, als wegen der Blindheit ihres Vaters die Regierung des Reiches (Bramarschi) dem Pandu, seinem jüngern Bruder, übertragen wurde. Als er starb, trat Dritaraschtra's ältester Sohn Duriadun die Regierung an, und die Gattinnen des Pandu begaben sich mit ihren fünf Söhnen (den sogenannten Pandu's) zu dem blinden Dritaraschtra, dessen freundliche Aufnahme wieder den Neid der K. erregte. Um nun offenen Zwist zu vermeiden, liess der alte Herrscher den Pandu's ausserhalb der Stadt einen prächtigen Palast erbauen; doch kaum war derselbe bezogen, als der älteste Sohn des Dritaraschtra denselben in Brand stecken liess, und nun seine Feinde auf einmal vernichtet zu haben glaubte. Ein unterirdischer Gang aber hatte sie in's Freie gerettet, und es entspann sich aus diesem schändlichen Streich der Krieg zwischen den Pandu's und K., in welchem Krischna den Sieg auf die Seite der Gerechten, der Pandu's, lenkte, welche nach Ausrottung ihrer Feinde Indien beherrschten.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 303.
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