Lavinia

[311] Lavinia (Röm. M.), Tochter des Königs Latinus und der Amata, war mit Turnus, dem jungen König der Rutuler, verlobt, als nach einem Götterspruche Aeneas, in Italien landend, sie für sich in Anspruch nahm. Die Aeneïs beschreibt die Kämpfe, welche um ihrer und des Reiches der Latiner willen zwischen Aeneas und Turnus geführt wurden, bis der Letztere unterlag. L. ward Aeneas' Gattin, und ihr Sohn Aeneas Silvius folgte seinem Halbbruder, dem Ascan, in der Regierung. - Andere machen sie zu einer Tochter des Königs Anius auf Delos; sie soll darnach eine Schwester der Oeno, Elaïs und Spermo, ihre Mutter die Nymphe Dorippe sein. So wie Bacchus den drei anderen Schwestern, so schenkte Apollo dieser L. seine Gunst und die Gabe der Weissagung, so dass sie als Prophetin hoch geehrt ward. Als Aeneas auf Delos landete, soll er ihre Liebe gewonnen und sie bewogen haben, mit ihm nach Italien zu gehen; sie gebar ihm einen Sohn, Anius genannt, starb aber bald, während der Erbauung der ersten Stadt in Latium, und ward auch daselbst begraben.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 311.
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