Ormuzd

[362] Ormuzd (Pers. M.), das höchste Licht, der Inbegriff alles Guten, Reinen, Edlen, hervorgegangen aus dem leuchtenden Urgrund, Zarvana Akarana, zugleich mit seinem Gegensatz, Ahriman, der tiefsten Finsterniss, dem Inbegriff alles Bösen und Unreinen. Von O.s Schöpfung an tritt Zarvana Akarana zurück und überlässt jenem die Erschaffung und die Regierung der Erde. O., im höchsten Lichte wohnend, gibt nun der Welt die Feruers, die geistigen Vorbilder, und dann der Welt selbst ihr Dasein, welcher Zarvana eine zwölftausendjährige Dauer setzt; während dieser befindet sich O. in stetem Kampf mit Ahriman, welcher alle seine Kräfte anstrengt, um die Welt zu vernichten. Nachdem das zwölftausendjährige Reich und der eben so lange dauernde Kampf zwischen dem Guten und Bösen beendet ist, ersteht die Erde aus ihrer Vernichtung, und O., auf dem Urberg Albordji thronend, ist alleiniger Regierer dieser reinen Lichtschöpfung, doch immer nur als Diener des unendlichen Urwesens, nicht Selbstherrscher, verantwortlich dem grossen Geist Zarvana Akarana, dessen Ausfluss er ist. In Zoroaster hat er seinen Verkündiger gesandt, und in dem Sesiosch, einem künftig zu erwartenden Enkel des Zoroaster, der von einer Jungfrau geboren werden wird, sendet O. den Erlöser der Erde, welcher sie nach dem Kampf aus ihrer Vernichtung erheben und zum Lichte tragen wird.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 362.
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