Palladium

[366] Palladium (Gr. u. röm. M.), das berühmte Bild der Pallas, von Jupiter vom Himmel auf die Erde geworfen, von Ilus, der gerade ein günstiges Zeichen für die Gründung Iliums (Troja's) von dem Gotte begehrt hatte, gefunden und zum National-Heiligthum der Trojaner gemacht. Man glaubte, dass es der Stadt, so lange es sich in derselben befand, Unüberwindlichkeit verleihe, daher die Griechen sich auch bemüheten, es in ihre Gewalt zu bekommen. Es soll das hölzerne Bild einer bewaffneten Jungfrau gewesen sein, drei Ellen hoch, stehend, die Beine an einander geschlossen, in der Rechten den Speer, in der Linken Spindel und Rocken. Da, sich über das weitere Schicksal dieses Bildes zwei widersprechende Sagen gebildet hatten, indem es nach der einen von Diomedes und Ulysses vor der Zerstörung der Stadt entwendet, nach der andern bei der Zerstörung von Aeneas gerettet und nach Italien gebracht worden sein sollte, so behaupteten später verschiedene Städte, es zu besitzen, wie Argos, Athen, ganz besonders aber rühmte sich Rom, das ächte P. zu besitzen, und bewahrte dasselbe im Tempel der Vesta so heilig, dass selbst der Oberpriester (Pontifex maximus) es nicht sehen durfte; als daher einst der Vestatempel brannte, und die Vestalinnen verzweifelnd die Hände rangen, stürzte sich der Oberpriester Metellus in das Sanctuarium, wohin sonst jedem Manne der Zutritt untersagt war, und rettete das P., aber er flehete zu den Göttern, den Frevel, den er durch Entweihung des Heiligthums begangen, nur ihn, nicht die Stadt büssen zu lassen, weil er fühlte, dass er ein verzeihliches Verbrechen begangen habe, und doch Rom nicht dem Untergange anheimfallen lassen wollte. Aufseher dieses Bildes waren die Nachkommen des Nautius, welcher es von Diomedes bekommen und dann auf Befehl des Bildes selbst an Aeneas übergeben haben sollte, der es nun nach Italien gebracht hätte. Bis zur Zeit des Kaisers Heliogabalus befand sich dasselbe in Rom, dann ward es in den von diesem erbauten Sonnentempel gebracht, und von da an verliert sich die Kunde von demselben.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 366.
Lizenz:
Faksimiles: