[630] Der Aussatz, des -es, plur. inusit. 1. Eine in Europa jetzt ungewöhnliche ansteckende Krankheit, welche aber ehedem in den Morgenländern, besonders unter den Juden sehr häufig war, und wovon des Herrn Hofr. Michaelis vortreffliche Anmerkung, Th. 1 der Bibelübersetzung S. 4 der Anmerkungen nachzusehen ist. In weiterer Bedeutung pflegen einige auch einen ansteckenden Krebs bey den Pferden, der den ganzen Leib überziehet, ingleichen die so genannten Finnen bey den Schweinen, und den Grind oder die Räudigkeit an den Bäumen, einen Aussatz zu nennen.
2. In dem Billiardspiele, die Handlung des Aussetzens, und der Ort, wohin man seinen Ball setzet. In andern Fällen von der Handlung des Aussetzens, z.B. daran ist gar kein Aussatz, daran ist nichts auszusetzen, ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. 3. Dasjenige, was ausgesetzet wird; nur in einigen Fällen. So wird das Geld, welches im Spiele ausgesetzet wird, ingleichen die Figur vor einen Kaufmannsladen der Aussatz genannt.
Anm. Der Nahme Aussatz, in der ersten Bedeutung, beziehet sich nicht so wohl auf die Aussetzung oder Absonderung der mit dem Aussatze behafteten von aller menschlichen Gemeinschaft, als vielmehr auf den Ausschlag, der sich dabey auf die Haut setzet. Von eben diesen Mählern, oder Ausschlage auf der Haut, nannte man den Aussatz ehedem auch Malezey, Malatsch, Malzerey, den Masel, die Miselsucht, im Angels. Hreofle, Hreofnys, beym Tatian Ruf, im Gothischen Thrutsfill; und Aussätzige Riobman, Malazige, Malzige, Malitze, Malze, Holländ. Malaedsch und Ital. Malato. Weil man dergleichen Leute von allem menschlichen Umgange auszuschließen pflegte, so hießen sie daher auch Feldsiechen, Fernsiechen und Sondersiechen, und der Aussatz die Feldsucht. Indessen ist es noch nicht ausgemacht, ob diejenige Krankheit, welche man in den mittlern Zeiten in Deutschland mit diesem Nahmen belegte, der wahre morgenländische Aussatz gewesen. Ottfried nennt einen Aussätzigen Horngibruader, ein Wort, dessen Bedeutung so klar noch nicht ist.