[675] Ay, ein Oberdeutscher Doppellaut, der, wenn er gehörig ausgesprochen werden soll, den Hochdeutschen Sprachwerkzeugen noch[675] fremder ist, als das ai; daher man ihn dem Alterthume zu Ehren nur noch in einigen eigenthümlichen Nahmen beybehalten hat, dergleichen Bayern und Mayn sind, welche Wörter aber von den meisten schon mit einem bloßen ai geschrieben werden. Bay, May, der eigenthümliche Nahme Sayn, und vielleicht noch einige wenige andere haben ihn noch behalten. Diesen groben Doppellaut in Hayde, Hayn, silva, und Getrayde, wieder einführen zu wollen, um die beyden erstern von Heyde, paganus, Heide, ein unfruchtbares Land, Hahn, gallus, und heim, zu Hause, unterscheiden zu können, war gewiß eine der thörichtsten orthographischen Grillen. S. Heide und Hain. Da das y ein doppeltes ii ist, so ist ay eigentlich ein Dreylaut; die rauhern Oberdeutschen Mundarten lassen auch wirklich einen dreyfachen Vocal hören. Äy, welches einige Sprachlehrer unter die Zahl der Dreylaute anführen, ist im Deutschen ein Unding; weil kein Grund vorhanden ist, warum man lieber Bäyern, als Bayern schreiben sollte. S. auch Ai.