Beere, die

[786] Die Beere, plur. die -n, ein volles fleischiges oder saftiges Samengehäuse der Pflanzen, worin der Same ohne weiteres Gehäuse liegt. Diminutivum das Beerchen, im Oberdeutschen Beerlein. Die besondere Art der Beeren wird durch vorgesetzte Wörter in besondern Fällen näher bestimmt; daher die Heidelbeere, Schwarzbeere, Weinbeere, Blaubeere u.s.f. durch welche Benennungen oft auch die Pflanze oder das Kraut, welches diese Beeren trägt, bezeichnet wird.

Anm. Wenn der Same in der Beere ein neues Samengehäuse hat, so bekommt sie nach dem heutigen Sprachgebrauche andere Nahmen; daher Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen u.s.f. nicht mehr Beeren genannt werden, obgleich auch diese Benennung in manchen Fällen unbestimmt ist. Beere lautet im Oberdeutschen die Beer, plur. die -e, bey dem Notker und Tatian Bere und Pere, im Dithmars. Beir, im Dänischen Bär, im Schwed. Bär, im Isländ. Ber, im Englischen Berry. In andern alten Mundarten lautet dieses Wort Bese, wovon noch das Niedersächsische Besing für Beere üblich ist, und in Bretagne ist Besi eine Birn. Beyde Wörter bedeuteten ehedem eine jede Frucht, und scheinen von bären, tragen, abzustammen, wurden vor diesem auch mehrern Arten von Früchten beygeleget, die man jetzt nicht mehr Beeren nennet. So bedeutete Bere, im Angels. Gerste, und das Hebr. Bar, und Griech. πορος, Getreide. Das Goth. Basja, das Wallisische Pys, das Angels. Pisan, das Griech. πισον und Latein. Pisium, Erbsen, stammen, so wie das Deutsche Birn, gleichfalls aus dieser Quelle her.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 786.
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