Bèthe, die

[938] * Die Bèthe, plur. die -n, ein Niedersächsisches Wort, welches in dieser Mundart Bede lautet, und überhaupt eine jede Bitte, ins besondere aber freywillige Gaben oder Dienste bedeutet, zu welchen die Unterthanen nicht verbunden waren, und die daher bittweise von dem Guts oder Landesherren erhalten werden mußten. In dem Lateine der mittlern Zeiten heißen dergleichen Bethen, welche auch in Obersachsen vorkommen, Precariae, zuweilen auch wohl Bettae nach dem Deutschen. Seitdem die ordentlichen Steuern üblich geworden, sind diese Bethen, selbst dem Nahmen nach, unbekannt geworden; indessen gibt es doch noch, besonders in Niedersächsischen Gegenden, Bethefuhren, die ein Nachbar dem andern auf dessen Bitte ohne Entgeld thut, Bethkorn, Zinskorn, Bethgarben, Zinsgarben, Bethhühner, Zinshühner u.s.f. S. Haltaus v. Bede, Altes aus allen Theilen der Gesch. Th. 1, S. 138.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 938.
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