Bißewurm, der

[1035] * Der Bißewurm, des -es, plur. die -würmer, in einigen, besonders Niedersächsischen Gegenden, eine Art Bremsen, welche nicht so dick und rund als die gewöhnliche Bremse, sondern länglicher ist. Er hat große hervor stehende Augen, und einen kleinen Saugerüssel im Munde, der nicht mehr Schmerzen macht, als der Biß einer andern Fliege. Er verfolgt das kurzhaarige Vieh, z.B. das Rindvieh und rothe Wildbret, nicht so wohl um seiner Nahrung willen, als vielmehr um das Ey, welches er in dem Legestachel hat, auf dasselbe fallen zu lassen, woraus denn die in Niedersachsen so genannte Viekbeule bey dem Viehe entstehet. S. Bremse.

Anm. Weil das Vieh vor dieser Fliege heftig läuft, so glauben einige, daß sie den Nahmen von bißen, laufen, hat, welches ehedem im Alemannischen bizzu lautete, und noch jetzt in Niedersachsen, besonders von dem Laufen des Rindviehes in der Brunstzeit üblich ist. In der Meißnischen Mundart lautet es bieseln. Allein es ist wahrscheinlicher, daß dieses Insect den Nahmen von dem ihm natürlichen Summen habe, mit welchem es das Vieh verfolgt. Bizzen bedeutet im Alemannischen gleichfalls brummen, und Bisa den Sturmwind, in den spätern Zeiten Beißwind, Franz. Vent de Bise. S. des du Fresne Glossar. v. Bisa, und Wachtern S. 233 f. Das ß wird in diesem Worte, so wohl wenn es laufen, als auch, wenn es summen bedeutet, sehr gelinde, und das i kurz ausgesprochen, daher die Schreibarten biesen und bissen nicht völlig richtig sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1035.
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