Blick, der

[1072] Der Blick, des -es, plur. die -e, von dem folgenden Verbo blicken, und zwar,

I. So fern dasselbe ein Neutrum ist, 1) der schnell vorüber gehende Schein eines leuchtenden Körpers, obgleich nur in einigen wenigen besondern Fällen. Die Sonne thut einen Blick durch die Wolken. Regenwetter mit untermischten Sonnenblicken. Der Blick des Silbers auf dem Treibeherde, weil es, indem[1072] das Bley von demselben in den Test gehet, einen schnellen vielfarbigen Schein von sich gibt. Das Silber thut einen Blick, oder blicket. S. Blicksilber. Wenn es Hab. 4, 11, heißt: die Pfeile fuhren mit Glänzen dahin und die Speere mit Blicken des Blitzes, so stehet Blick in dieser Verbindung wider den Hochdeutschen Sprachgebrauch; ob es gleich in Strykers altem Gedichte bey dem Schilter heißt: Seines Swertes ort blicke, die Blicke oder Blitze von der Spitze seines Schwertes, S. Blitz.

2. Derjenige Körper, der einen solchen Blick von sich gibt, gleichfalls nur in einigen wenigen Fällen. So nennen die Probierer und Hüttenleute diejenige Masse Silber, welche auf Ein Mahl blickt, oder so viel Silber auf Einem Mahle abgetrieben wird, einen Blick. Bey den Mahlern und Kupferstechern sind Blicke diejenigen Theile eines Körpers, welche als erleuchtet vorgestellet werden.

II. So fern blicken ein Activum ist, das schnell vorüber gehende Anschauen einer Sache, welches mit einer einzigen Bewegung der Augen geschiehet.

1. Eigentlich. Einen Blick auf etwas thun, oder werfen, eigentlich plötzlich darauf hinsehen, ohne eben so geschwinde wieder wegzusehen. Der erste Blick, den er auf sie that. Sie warf mir von der Seite einen verächtlichen Blick zu, Dusch. Und jeder Blick, den er auf Lorchen warf, Gell. Ich bekam nichts wie lauter verdrießliche Blicke von ihm. Einem einen heimlichen Blick geben. Durch Blicke mit jemanden reden.


Hey welh ein lebendes ougen brechen

Swa spilnde blike bringent munt zu munde,

König Wenzel.


Ich habe ihn gleich auf den ersten Blick erkannt.


Ihr feuriger Blick

Schießt mächtige Strahlen umher,

Zachar.


Auf ähnliche Art sang schon die Winsbeckinn:


Schuis wilder blicke niht zevil.


2. Figürlich, das Auge, besonders so fern sich in demselben die Leidenschaften und Empfindungen schildern, in der höhern Schreibart. Sein Blick ruhete unverwandt auf dem Greise, Geßn. Ja die ganze Gesichtsbildung, so fern sie eine Dolmetscherinn der Seele ist. Je länger er ihn ansahe, desto finsterer ward seine Miene und desto wilder sein Blick. Einen ernsthaften Blick gegen jemanden annehmen. Blöde und seufzend, den Blick zur Erde geschlagen, Geßn.


Du weichst von mir zurücke?

Was sagt die trübe Stirn? Was die umwölkten Blicke?

Weiße.


Anm. Bey den ältern Schriftstellern wird Blick für Blitz gebraucht, S. dieses Wort. In der heutigen Bedeutung kommt es zuerst bey dem Stryker vor. So fern dieses Wort die kurze Zeitdauer eines Blickes bezeichnet, ist jetzt Augenblick üblich, welches Wort ehedem überhaupt von einem jeden Blicke, der vermittelst der Augen geschiehet, gebraucht wurde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1072-1073.
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