[1171] Brav, -er, -este, adj. et adv. in seiner Art gut, schön, vortrefflich. Ein braves Gehörn, bey den Jägern, ein schönes Geweih. Am häufigsten aber im moralischen Verstande. Ein[1171] braver, d.i. rechtschaffener, brauchbarer, Mann. Nun das ist brav, das ist recht gethan. Besonders von der Herzhaftigkeit, Unerschrockenheit in Gefahren. Ein braver Soldat. Das Regiment hat sehr brav gethan. Zuweilen auch, besonders im Niedersächsischen, für sehr, viel. Er hat brav geerbt. Jemanden brav abprügeln. Sehr brav druckt man im gemeinen Leben durch kreuzbrav aus.
Anm. Dieses Wort lautet im Niedersächsischen gleichfalls braf. Es ist noch ungewiß, ob wir dieses Wort erst in den neuern Zeiten von unsern Nachbarn den Italiänern und Franzosen angenommen, die ihr bravo und brave auf eben die Art gebrauchen; oder ob alle diese Wörter aus einer gemeinschaftlichen Quelle herfließen, zu welcher dann auch das Griech. βραβυς, muthig, und das Latein. probus, welches ehedem auch tapfer bedeutete, gehören würden. In unsern ältern Denkmahlen kommt brav nicht vor. Doch findet sich bey dem Jeroschin, einem Schriftsteller des vierzehenten Jahrhundertes, den Frisch anführet, pravelich, für herzhaft. Das Wallisische braw, das Engl. brave, das Dän. brav und Schwed. braf, werden wie das Deutsche gebraucht. Allein im Böhmischen bedeutet prawe recht, und Prawo das Recht, und die Baiern gebrauchen brav für straff, steif. In wie fern in diesen beyden Wörtern vielleicht noch die erste ursprüngliche Bedeutung verborgen lieget, mögen andere untersuchen. Herrn Ihre Ableitung von dem alten Brage, ein Held, scheinet zu gezwungen zu seyn. Wenn man in den vorigen Jahrhunderten besonders in Niedersachsen, berf und barf in ähnlicher Bedeutung findet, so sind diese Wörter ohne Zweifel von biderb, biderf zusammen gezogen, S. Bieder, können also nicht hierher gerechnet werden.