Broihan, der

[1203] Der Broihan, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eine Art Weißbier, welche aus Weitzen, gemeiniglich aber mit einem Zusatze von Gerste gebrauet wird. Broihan brauen, schenken u.s.f. Daher der Broihanbrauer, die Broihanschenke u.s.f.

Anm. Der gemeinen Meinung zu Folge hat dieses Getränk den Nahmen von einem gewissen Curt Broihan, der aus dem Dorfe Stöcken bey Hannover gebürtig war, sich aber in Hamburg von dem Vierbrauen nährete, und nach Hannover verschrieben wurde, um daselbst Hamburgisches Bier zu brauen, aber dafür 1526 den Broihan erfunden haben soll. Allein der ehemahlige Gothaische Bibliothekarius Schläger, hat schon die Muthmaßung gehabt, daß Broihan der alte Nahme des Weitzenbieres gewesen, und daß Curt Broihan diesen Zunahmen bloß von seiner Hantierung nach der Gewohnheit der damahligen Zeiten bekommen. Was diese Muthmaßung gar sehr bestätiget, ist dieses, daß in den Stellen der gleichzeitigen Verfasser, mit welchen C. U. Grupen in seinen Orig. et antiquit. Hanover, die gemeine Meinung beweisen will, der Nahme dieses Getränkes als ein schon bekannter Nahme angeführet wird. So schreibt z.B. der Bürgermeister Homeister: Dat erste Bruwe Hannöverischen Broyhans is düt Jahr 1526 – gebruwet; und Conrad Weck: Anno Christi nati 1526 – hefft Cord Broihan tom ersten undergeboth – Broyhan to bruwende. Der Broihan war also schon damahls ein bekannter Nahme, und mit dem Beysatze Hannöverischen Broihans, in der ersten Stelle, wird dieses Getränk sehr deutlich von andern Arten desselben unterschieden. Daß das Weitzenbier schon in den ältesten Zeiten in Europa bekannt gewesen, ist eine ausgemachte Sache. Die erste Hälfte des Nahmens Broihan stammet vermuthlich von brauen her, daher es, wenn diese Abstammung völlig erweislich wäre, billig Bräuhan geschrieben werden sollte. Im gemeinen Leben ist die Aussprache Brühan die üblichste. Die letzte Sylbe han ist freylich noch dunkel; aber sie ist es in mehrern Zusammensetzungen. Ja es stehet dahin, ob das Gerstenbier, welches die Scythen dem Suidas zu Folge βρυτον nannten, nicht mit unserm Broihane, wenigstens dem Nahmen nach, einerley ist. S. D. C. Barings zwey Abhandlungen von dem Broihane, Hannov. 1750, 1751, wo aber noch die alte Meinung behauptet wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1203.
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