Dämmern

[1379] Dämmern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, dämmerig seyn, welches nur als ein unpersönliches Verbum üblich ist, und von dem Anfange und Ende der Finsterniß nach dem Untergange und vor dem Aufgange der Sonne gebraucht wird. Es dämmert schon, d.i. es fängt schon an dunkel zu werden, ingleichen des Morgens, es fängt schon an Tag zu werden. Es wird bald dämmern. In der höhern Schreibart wird dieses Wort zuweilen auch persönlich gebraucht. Der Abend dämmert schon am stillen Horizonte herauf. In welcher Gattung besonders das Mittelwort dämmernd üblich ist. Lange sie den Anbruch des dämmernden Tages beseufzet, Weiße. Ingleichen für dunkel. Die Kürbisse kriechen hoch empor und werden zum dämmernden Dache, Geßn.


Nach und nach enthüllet sich nun die dämmernde Gegend,

Zachar.


Harmonische Lieder

Erfüllen den dämmernden Hain,

Klopst.


[1379] Anm. Das Schwed. dimmer, und Isländ. dimmur, bedeuten dunkel, das Engl. thimster aber nebelig. Timberi ist bey dem Notker die Finsterniß, und betimbern verdunkeln, welche beyden Wörter mit dem Latein. tenebrae genau überein stimmen. Die Form dieser Wörter und des Deutschen dämmern verräth schon, daß sie Frequentativa eines Wortes sind, welches noch in dem Angelsächsischen dim, dym, finster, dem Engl. dim, trübe, dem Slavonischen und Wendischen temny und temma, finster, und Dennice, die Morgenröthe, angetroffen wird. Eben dieses Stammwort bedeutet aber auch Dunst, Nebel, und in dieser Rücksicht haben wir es noch in dem Frequentativo Dampf; S. dieses Wort. Wachter leitet es zu gezwungen von dem Griech. δυμι, untergehen, her, weil die Dämmerung durch den Untergang der Sonne verursachet wird; Ihre mit mehrerer Wahrscheinlichkeit von dem Bretagnischen dy, du, schwarz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1379-1380.
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