Derb

[1463] Dêrb, -er, -este, oder -ste, adj. et adv. I. Eigentlich, dessen Theile nahe und fest auf einander liegen, im Gegensatze des locker. Derbes Brot. Derbes Leder. Der Erdboden ist sehr derb. Der höchste Grad des Derben ist die Härte. 2. Figürlich. 1) Im Bergbaue, in fester Gestalt in ein anderes Mineral eingewachsen. Derbes Erz; in weiterer Bedeutung auch nur für reichhaltiges Erz. 2) Im gemeinen Leben, einen hohen Grad einer Handlung auszudrucken, doch nur in einigen Fällen. Derb angreifen, derb auftreten. Jemanden derbe Schläge, eine derbe Maulschelle geben, ihn derb abprügeln. Nach einer noch weitern Figur auch von unkörperlichen Empfindungen. Er sagt einem jeden die Wahrheit sehr derb und trocken. Ich werde mir heute einen derben Rausch trinken, Gell. 3) Munter, gesund, rasch. Sie ist ein derbes frisches Mädchen. Nach einer noch weitern Figur wurde dieses Wort ehedem auch für gut, fromm, rechtschaffen gebraucht, besonders in der Zusammensetzung Biderb; S. Bieder.

Anm. Es scheinet nicht, daß dieses Wort zu verderben gehöre. Füglicher lässet es sich zu darre, dürre rechnen, weil die derbe Beschaffenheit eines Körpers doch auf einem gewissen Grad der Trockenheit beruhet. Im Dänischen bedeutet diärv so wohl trocken, als auch sehr. S. Dürfen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1463.
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