[1697] Einfältig, -er, -ste, adj. et adv. 1. Eigentlich, einfach, welche Bedeutung aber wenig mehr gebraucht wird. Doch höret man noch zuweilen im gemeinen Leben einfältig, im Gegensatze des zwiefältig, dreyfältig u.s.f. 2. Figürlich, Einfalt besitzend, Einfalt verrathend. 1) Im Gegensatze des Gekünstelten. Die einfältige ungeschminkte Natur nachahmen. Eine einfältige Lehrart. Allein um die Verwechselung mit der folgenden Bedeutung zu vermeiden, thut man besser, wenn man sich dieses Gebrauches völlig enthält, und dafür lieber einfach gebraucht. 2) So fern die Einfalt ihren Sitz in der menschlichen Seele hat. (a) Mangel am Verstande, an Erkenntniß, an Einsichten habend oder verrathend. Ein einfältiger Mensch. Ein einfältiger Tropf, im gemeinen Leben; in den niedrigen Sprecharten ein Einfaltspinsel. Er ist so einfältig nicht, als er aussiehet. Wir sind arme einfältige, (unwissende,) Leute. Die Einfältigen klug machen, Ps. 119, 130. Ein Lehrer der Einfältigen, Röm. 2, 20. Eine einfältige Kleidung, eine einfältige Tracht, welche Mangel des Verstandes und Geschmackes bey dem verräht, der sie trägt. Das ist eine alberne, einfältige Entschuldigung. (b) * Mangel der Falschheit, Arglist habend und verrathend, redlich, aus gutem Herzen kommend. Die Einfältigen behüthet der Herr, Ps. 116, 6. Habe ich doch das gethan mit einfältigem Herzen und unschuldigen Händen, 1 Mos. 20, 5, 6. Und preisen Gott über eurer einfältigen Steuer an sie und alle, welche willig und mit gutem Herzen gegeben wird, 2. Cor. 9, 13. Im Hochdeutschen ist diese Bedeutung veraltet, außer daß sie noch zuweilen in der biblischen Schreibart vorkommt.
Anm. In der ersten eigentlichen Bedeutung, für einfach, lautete dieses Wort im Nieders. ehedem eenvolt, und im Schwabenspiegel Tit. 37, ainvalt. Schon Ulphilas gebraucht ainfalth und Ottfried einfalt für redlich, aufrichtig. Bey dem letztern heißt[1697] es B. 2, Kap. 7, von dem Nathanael: In thir haben ich mir funtan thegan einfalten, in dir habe ich einen Diener ohne Falsch gefunden. In eben diesem Verstande gebraucht Kero einfaltlicho und Willeram einualtig. Für dumm, unwissend, kommt einfolto gleichfalls bey dem Ottfried vor. Alle diese Wörter sind nach dem Muster des Lat. simplex, und des Griech. ἁπλ#ς gebildet. Daher Wachters Vermuthung, der ein in dieser Zusammensetzung für un hält, keinen Beyfall verdienet. Das Schwed. enfaldig, kommen mit dem Deutschen überein. Einfältiglich für einfältig, und Einfältigkeit für Einfalt, sind im Hochdeutschen veraltet. S. Einfalt.