[1900] Erhêben, verb. irreg. act. S. Heben. 1. Die Schwere eines Körpers durch seine Kräfte überwinden. So sagt man im gemeinen Leben, es ist zu schwer, ich kann es kaum erheben, so wie man in ähnlichem Verstande sagt, erbeißen, erkauen, erbiegen u.s.f.
2. Aufheben, aus einem niedrigern Orte höher bringen, in die Höhe heben. 1) Eigentlich. Das Jagdzeug erheben, bey den Jägern, für aufheben. Abraham erhub seine Hütten, 1 Mos. 13, 18, brach sie ab. Die Hände erheben. Die Augen erheben, 2 Kön. 19, 22. Der Wind erhebt den Staub. So auch das Reciprocum sich erheben. Der Rauch, der Dampf, der Staub erhebt sich, steigt in die Höhe. Die Wellen erheben sich wie Berge. in dieser eigentlichen Bedeutung, in welcher irheben schon bey dem Notker und arheuan bey dem Isidor vorkommt, ist es vorzüglich der höhern Schreibart eigen. 2) Figürlich. (a) Hoch, erhaben seyn, im physischen Verstande und in der edlern Schreibart, als ein Reciprocum. Da, wo sich der blumige Hügel über die Fluren erhebt. (b) Aufstehen. Bey den Jägern erhebt sich ein Wild, wenn es von seinem Lager aufstehet. Im Hochdeutschen gebraucht man es nur in der höhern Schreibart, und von Personen, denen man Ehrfurcht schuldig ist. Ottfried gebraucht so wohl irheban, als das einfache heffen für aufstehen. (c) Sich begeben, sich verfügen, auch nur von hohen Personen, von denen man sich mit Ehrfurcht auszudrucken pflegt. Der Hof hat sich in die Kirche erhoben. Der König hat sich nach Berlin erhoben. Se. Durchlaucht erhoben sich in den Garten, an die Brücke. Jesus erhub sich aus Galiläa und kam u.s.f. Matth. 19, 1. (d) Sich wider jemanden erheben, ihm zu schaden suchen, ihn feindlich angreifen; eine dem gemeinen Sprachgebrauche unbekannte Bedeutung, welche nur zuweilen in der höhern Schreibart gebraucht wird. Kain erhub sich wider seinen Bruder, 1 Mos. 4, 8. Ihr erhebet euch wider mich und scheltet mich, Hiob 19, 5. Der König wird sich erheben wider alles, was Gott ist, Dan. 11, 36. (e) Entstehen machen, anfangen, von Dingen, welche sehr lebhaft durch das Gehör empfunden werden. Ein Geschrey erheben. Seine Stimme erheben, anfangen zu sprechen, in der biblischen Schreibart. Klage wider jemanden erheben, wider ihn klagen, weil die Klagen ehedem mit lauter Stimme vorgebracht wurden. So auch das Reciprocum sich erheben, für entstehen. Es erhebt sich ein Streit, ein Zank, ein Geschrey,[1900] ein Getümmel. Es erhebt sich ein Sturm, ein Ungewitter, der Wind erhebt sich, fängt an zu wehen. Aber, es erhebt sich ein Krieg, eine Verfolgung, ein Aufruhr, eine Bewegung, Trübsal u.s.f. wie es in der Deutschen Bibel heißt, sind weniger gewöhnlich. (f) In Empfang nehmen. Geld erheben. Ich habe die Summen noch nicht erhoben. Er hat bereits seine ganze Besoldung erhoben. Steuern erheben, den Zoll erheben, eine Erbschaft erheben. Wofür auch das einfache heben üblich ist. (g) Sein Herz, sein Gemüth zu Gott erheben, mit Ehrerbiethung an Gott denken. Erhebet eure Herzen. (h) Würde, Ansehen und Vorzug ertheilen. Eine Familie in den Adelstand erheben. Er ist zur höchsten Würde erhoben worden. Er sucht allein seine Verwandten zu erheben. Jemanden aus dem Staube erheben. Was den Menschen im Dienste der Natur über seine Genossen erhebt, ist, u.s.f. (i) Sehr rühmen, nach dem Muster des Latein. extollere, exaltare. Jemanden bis in den Himmel erheben. Er hat die Treue seines Freundes gar sehr erhoben. Meine Seele erhebe den Herren, Luc. 1, 46. (f) Sich erheben, sich einen ungegründeten Vorzug vor andern beylegen. Sich über seine Freunde erheben. Im Oberdeutschen wird es auch mit der zweyten Endung der Sache verbunden. Sich seiner Reichthümer, seiner Geschicklichkeit erheben. Sich seiner Kleider erheben, Sir. 11, 4. S. Überheben. (l) Hervor treiben, hervor stechen machen, vor andern merklich machen, in den schönen Künsten; auch heben. Eine lebhafte Farbe erhebet die todte. Der Mahler erhebet eine Partie seines Gemähldes, wenn er einige Pinselstöße mit lebhaften Farben darauf thut, (S. Blicken II.) oder einen starken Schatten um dieselbe anleget; Franz. relever. (m) Sein Handwerk erheben, bey den Handwerkern, das Recht dazu erneuern, es verrechten. (n) Die Umstände einer Begebenheit erheben, in den Kanzelleyen, sie auffinden und berichtigen.
So auch die Erhebung, in allen obigen Bedeutungen, und ohne Plural, außer in dem zusammen gesetzten Lobeserhebung.
Anm. Das Mittelwort der vergangenen Zeit lautet jetzt durchgängig erhoben, im alten Oberdeutschen aber auch erhaben und erhuben. Die Erste Form kommt noch in der Deutschen Bibel vor: Auf daß wir mit zur Herrlichkeit erhaben werden, Röm. 8, 17. Sein Horn soll erhaben werden, Ps. 89, 25. Ingleichen nicht selten auch bey andern Schriftstellern. Man hat eine gewisse Verläugnung seiner selbst zum Wunder der Tugend erhaben, Gell. besser erhoben. Sie ist auch noch in dem Bey- und Nebenwort erhaben üblich, S. dasselbe. In der Bergsprache hat man auch das Hauptwort Erhebniß, diejenige Handlung zu bezeichnen, da man die vor Alters weggestürzten Schlacken wieder hervor sucht und zu gute macht. Hingegen ist Erhabanii bey dem Kero exaltatio.