[1978] Êtwas, ein unbestimmtes unabänderliches Pronomen ungewissen Geschlechtes, welches nur in der einfachen Zahl üblich ist, und überhaupt ein Ding bezeichnet, von welchem uns weiter nichts bekannt ist, oder von welchem man keine weitere Bestimmung bemerken will, als daß es da ist, daß es existiret.
[1978] 1. Eigentlich. 1) In der schärfsten Bedeutung, im Gegensatze des Nichts. Das ist zwar etwas, aber es ist noch nicht genug. Arbeiten sie zusammen, so wird etwas daraus. Man weiß zuweilen nicht, wie sich etwas schicken muß. Es steckt etwas dahinter. Ich sehe, höre etwas, aber ich weiß nicht, was es ist. Besonders gebraucht man es in diesem schärfsten Verstande als ein Hauptwort in der Philosophie, ein jedes Ding, welches nicht nur wirklich, sondern auch möglich ist, zu bezeichnen, wenn man von demselben keine andere Bestimmung als dessen Wirklichkeit oder Möglichkeit angeben will oder kann. Das unmerkliche Etwas, welches in der großen Welt herrscht, den Umgang mit ihr so reitzend macht, und besser empfunden, als beschrieben wird. Es ist alsdann indeclinabel. Der Schimmer dieses Etwas. Alle diese Etwas. 2) In weiterer Bedeutung, da dieses Etwas durch allerley Beysätze näher bestimmt wird. Habt ihr etwas zu essen? Ich habe dir etwas zu sagen. Sage niemanden etwas davon. Wenn etwas übrig bleibt. So etwas thue ich nur zur höchsten Noth. Wer wollte so etwas denken! Werde ich dabey nicht etwas verlieren? Es mischt sich immer etwas von einer Mannsperson in meine Vorstellung. Besonders durch ein Beywort ungewissen Geschlechtes, welches dadurch die Gestalt eines Hauptwortes bekommt, und daher auch mit einem großen Buchstaben geschrieben werden kann. Etwas Weniges. Das wäre etwas Schönes. Das ist etwas sehr Gutes. Schreiben sie mir doch etwas Neues. Das ist etwas Anders. Wir wollen von etwas Andern reden. Ich kann doch nicht glauben, daß ein Traum etwas Wahrhaftes seyn sollte. Das will ganz etwas Anders, oder etwas ganz Anders sagen. In den gemeinen Sprecharten ist für dieses etwas auch nur das Fürwort was üblich. Das ist was Anders, was Gutes, was Schönes. Geben sie mir auch was davon.
2. Figürlich, mit allerley Nebenbegriffen. 1) Mit dem Nebenbegriffe, daß dieses etwas der Theil eines Ganzen ist. Ach, wenn sie etwas, oder etwas davon gehöret hätte! Sage niemanden etwas davon. Von dem allen ist etwas, oder nur etwas wahr. 2) Mit dem Nebenbegriffe der Wenigkeit, eine Fortsetzung der vorigen Figur, da es die Gestalt eines Adverbii hat. Das ist etwas zu viel, ein wenig zu viel. Der Wein ist etwas sauer. Er befindet sich etwas besser. Sie ist etwas einfältig. Ein etwas abgelegener Ort. Gehe etwas weiter. Ich halte sie für etwas eitel, Gell. Er ist doch wenigstens etwas gefällig. Wenn du nur etwas genauer seyn wolltest. Alle, die etwas hoch gestiegen sind. Verändern sie die Sprache bey Iulchen etwas, Gell. Ich bin etwas zerstreut, ebend. Ist hier kein Platz für mich, um etwas auszuruhn? Cron. Auch mit Hauptwörtern der einfachen Zahl. Ich habe noch etwas Geld. Nimm etwas Wein.
Die Sprödigkeit bringt etwas Ehre,
Doch kann die Liebe mehr erfreun,
Haged.
Auch als ein Collectivum, mit dem Plural. Vor etwas Jahren, vor einigen Jahren, Bluntschli. Ich habe noch etwas Äpfel. Ingleichen in der vertraulichen Sprechart, mit einigen Vorwörtern. Er ist in etwas zu entschuldigen, in einigen Stücken, auf einige Art. Er befindet sich in etwas besser, für etwas besser, in einigen Stücken besser. Wenn man die Wankelmuth der Menschen nur in etwas beobachtet. 3) In einigen Fällen, in der vertraulichen Sprechart, auch mit einem schwachen Nebenbegriffe der Vielheit. Er bildet sich etwas ein. Er gilt etwas bey Hofe. Das will schon etwas sagen. Er hat etwas gelernt, und wird seyn Glück gewiß machen,[1979] Gell. Im gemeinen Leben ist dafür auch nur das einfache was üblich. Das will was sagen. Er hat was gelernet. Anm. Dieses Pronomen lautet bey dem Kero eddesuuaz, edderuuaz, bey dem Ottfried ethesuuaz, bey dem Isidor eouuiht huuazs, bey andern Oberdeutschen und Niedersächsischen Schriftstellern neyßwas, ichtwas, echt, ichts, im Holländ. iet, iets, im Angels. auht, awht, awiht, im Engl. aught. S. Etlich, Etwa, Es und Icht. Es ist das ungewisse Geschlecht von dem Fürworte etwer oder etwelcher, etwelche, etwelches oder etwas, welches noch im Oberdeutschen üblich ist, im Hochdeutschen aber seine beyden ersten Geschlechter verloren hat.