[86] Der Feind, des -es, plur. die -e, Fämin. die Feindinn, plur. die -en. 1) Eigentlich, Personen, welche im Kriege öffentliche Gewaltthätigkeiten gegen einander ausüben. Die Feinde werden geschlagen, zerstreuet, rücken an u.s.f. wo dieses Wort oft auch im Singular als ein Collectivum gebraucht wird, einen Haufen feindlicher Soldaten zu bezeichnen. Der Feind rückt an, wird geschlagen, fliehet u.s.f. Die Absichten des Feindes vereiteln. Den Feind in einen Hinterhalt locken. 2) In weiterer Bedeutung, eine Person, welche eine andere Person oder Sache hasset, ihr zu schaden sucht. Ein heimlicher Feind, ein offenbarer Feind. Sie sind Feinde, sie hassen einander. Ein abgesagter, geschworner Feind, im gemeinen Leben, der den höchsten Grad des Hasses empfindet; S. auch Todtfeind. Er ist mein Feind. Sich jemanden zum Feinde machen, ihn zum Feinde bekommen. Er macht sich durch sein schlechtes Betragen die ganze Welt zum Feinde. Sich für jemandes Feind erklären. Ein Feind vom Arbeiten, vom Trinken, vom Spielen u.s.f. Figürlich auch, wer eines[86] andern Absichten, Willen u.s.f. vorsetzlich entgegen handelt, ihnen schadet. Ein Feind Gottes und der Tugend. Mangel und Armuth sind schreckliche Feinde der menschlichen Glückseligkeit. Stürmische Leidenschaften sind Feindinnen der Gesundheit und des Lebens, Sonnenf. 3) In der engsten Bedeutung, der Teufel, gemeiniglich mit dem Beysatze böse. Der böse Feind.
Anm. Feind, bey dem Ulphilas Fijand, bey dem Kero und Ottfried Fiant, bey dem Willeram Vient, im Angels. Feond, Fynd, im Nieders. Fijnd, im Dän. Fiende, im Schwed. Fiende, im Engl. Fiend, im Isländ. Fiande, ist eigentlich das Mittelwort des veralteten Zeitwortes fian, hassen, bey den Schwäbischen Dichtern vehen, welches nur eine Figur des Angels. vigian, fechten, Vigent, Oberd. ehedem Weigant, ein Krieger, Fechter, und Wig, Vig, Krieg, Gefecht, ist, S. Fechten; so daß dieses Wort zunächst den Begriff offenbarer Gewaltthätigkeiten mit in sich fasset.