Gaul, der

[438] Der Gaul, des -es, plur. die Gäule, ein jedes Pferd. Einem geschenkten Gaule muß man nicht in das Maul sehen, welches Sprichwort auch in der Spanischen, Italiänischen und Französischen Sprache üblich ist. Ehedem wurde dieses Wort besonders von den starken Pferden gebraucht, deren man sich im Kriege und in den Turnieren bedienete, zum Unterschiede von den Rossen und Gurren, d.i. den gemeinen Ackerpferden; wovon Frisch einige Beyspiele anführet. Flemming nennt noch die Sonnenpferde Feuergäule. Ihre Gäule schreyen, Jer. 8, 16. Im Hochdeutschen ist es gemeiniglich nur von mittelmäßigen und schlechten Pferden üblich, und gebraucht man es ja für ein Pferd überhaupt, so geschiehet es nur im Scherze. Daher ein Ackergaul, Karrengaul, Müllergaul u.s.f.

Anm. Gaul und das Lat. Caballus, Ital. Caballo, sind genau mit einander verwandt; ja es scheinet, daß Gaul ehedem ein allgemeiner Nahme gewesen, den mehrere größere Thiere geführet. Ein Eber heißt in einigen Handschriften des Schwabenspiegels Vrgaul, und noch jetzt wird er bey den wilden Schweinen ein Keiler genannt, S. dieses Wort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 438.
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