Gaumen, der

[438] Der Gaumen, des -s, plur. ut nom. sing. oder ohne Ableitungssylbe, der Gaum, des -es, plur. die -e, die obere fleischige Wölbung des Mundes, von den Zähnen an, bis an den Schlund. Da ihre Zunge an ihrem Gaumen klebte, Hiob 29, 10.

Anm. Dieses Wort lautet bey dem Raban Maurus Giuma, bey dem Notker Giumo und Giumen, im Dänischen Gumme, im Schwed. Gom, im Isländ. Gomur, im Angels. Goma, im Engl. the Gumms, im Lappländ. Koulme. Wachter leitet es von dem Griech. γευμα, Geschmack, her; allein es scheinet vielmehr zu dem altem gia, aufsperren, zu gehören, von welchem Worte auch gähnen, gaffen u.s.f. abstammen, welche bloß in den Ableitungslauten verschieden sind. Der Gaumen ist nur bey einer weiten Öffnung des Mundes sichtbar, und im Dänischen heißt daher auch Gane der Gaumen. S. Gähnen. Das Hebr. גמא, absorpsit, das alte Latein. Goma, Gumia, ein gefräßiger Mensch, und das bey dem Kero, Ottfried und andern befindliche Cauma und Gaumo, eine Mahlzeit, sind genau damit verwandt, obgleich Ihre das letztere von dem Schwed. gamman, die Freude, abstammen lässet. Die Niedersachsen und Holländer nennen den Gaumen Bön, Boen, d.i. den Boden. Das alte noch in einigen Oberdeutschen Gegenden übliche Gaum, Achtung, Sorgfalt, Aufmerksamkeit, gaumen, beobachten, aufmerken, hüthen, Gaumer, ein Aufseher, Curator, Procurator, scheinet nur zufälliger Weise mit unserm Gaumen überein zu stimmen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 438.
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