Gegenstand, der

[486] Der Gêgenstand, des -es, plur. die -stände. 1) * Dasjenige, was einem andern Dinge entgegen stehet, dasselbe hindert, das Hinderniß; in welcher Bedeutung es im Hochdeutschen veraltet ist. 2) * Der Widerstand, Resistenz; ohne Plural, und nur im Oberdeutschen. 3) * Der Gegensatz, das Gegentheil, eine im Hochdeutschen gleichfalls nicht mehr gangbare Bedeutung, wo dieses Wort, 4) nur noch figürlich, ein Ding bezeichnet, auf welches eine Veränderung gerichtet ist, von welchem man etwas saget oder behauptet, und oft ein jedes Ding außer uns überhaupt. Die natürlichen Dinge sind der Gegenstand der Physik. Der Gegenstand unsers pflichtmäßigen Verhaltens muß sich so weit erstrecken, als sich der Gegenstand unserer Fähigkeiten erstreckt, Baumg. Die Übung der Pflichten ist der Gegenstand der Moral. Wir gewöhnen uns an die Gegenstände, die uns umgeben. Der Einfluß, welchen die Gegenstände der Natur auf unser Glück haben. Unrichtige Meinungen legen den Gegenständen unserer Neigungen einen falschen Werth bey, Gell. Der Gegenstände, die zum äußern Glücke gehören, gibt es eine große Anzahl, ebend. Die größere Bekanntschaft mit den Gegenständen erzeugt eine größere Kenntniß derselben, Sonnenf. Der persönliche Gegenstand, diejenige Person, von welcher etwas gesagt wird, oder auf welche eine Wirkung gerichtet ist.

Anm. In dieser letztern Bedeutung ist es erst in den neuern Zeiten angenommen worden, das Lat. Objectum auszudrucken, welches in einem alten Vocabulario von 1477 durch Wyderschyne gegeben wird. Im Oberdeutschen hingegen, wo die drey ersten Bedeutungen dieses Wortes noch gangbar sind, macht diese vierte Bedeutung oft Dunkelheit und Zweydeutigkeit, worüber sich ehedem schon P. Dornblüth beschwerete, der mit diesen Klagen den Hohn nicht verdienete, womit ihn Gottsched dafür überschüttete. Gegenstand bedeutet in dieser Bedeutung eigentlich ein Ding, welches uns gegen über stehet, und ist freylich besser als Gegenwurf und Vorwurf, welches andere dafür einführen wollen; obgleich das Wort Stand, welches in dieser Bedeutung wider den Sprachgebrauch ein Ding bedeutet, welches stehet, hier eben nicht zum Besten gewählet ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 486-487.
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