Geistlich

[516] Geistlich, adj. et adv. von dem Hauptworte Geist. 1) Aus Geist bestehend, ein bloß einfaches vernünftig denkendes Wesen habend, unkörperlich, wofür aber geistig üblicher ist. Die geistliche Beschaffenheit Gottes. Das geistliche Wesen der Engel. Die Verklärten im Himmel haben einen geistlichen Leib. 2) * Den Geist, besonders den menschlichen Geist betreffend, demselben gemäß, in demselben gegründet, im Gegensatze dessen, was körperlich oder leiblich ist; in welcher weitern Bedeutung dieses Wort noch einige Mahl in der Deutschen Bibel vorkommt, im Hochdeutschen aber veraltet ist, wo man es 3) nur in engerer theologischen Bedeutung gebraucht, die ewige Wobifahrt des menschlichen Geistes betreffend, darin gegründet, darauf abzielend. Geistliche Gaben, geistliche Gütter, geistliche Dinge, der geistliche Segen. Ein geistliches Lied, im Gegensatze eines weltlichen. Das geistliche Leben, der von dem Geiste Gottes gewirkte Grund der rechtmäßigen Handlungen in dem Menschen. Die geistliche und ewige Wohlfahrt, im Gegensatze der leiblichen und zeitlichen. Der geistliche Tod. Die geistliche Vereinigung mit Gott u.s.f. 4) In noch engerer Bedeutung, was die Verrichtung des öffentlichen Gottesdienstes zur Beförderung der geistlichen Wohlfahrt betrifft, und dazu gehöret, kirchlich, gottesdienstlich; im Gegensatze des weltlich. In diesem Verstande werden alle diejenigen Personen, welche zum öffentlichen Gottesdienste bestellet sind, Geistliche genannt, obgleich in der engsten Bedeutung nur diejenigen diesen Nahmen führen, welche die Sacramente verwalten oder verwalten können, oder nach dem kanonischen Rechte, welche zu gottesdienstlichen Handlungen eingeweihet worden. Der geistliche Stand, die Gesellschaft derjenigen Personen, welche zur Verrichtung des öffentlichen Gottesdienstes bestimmet sind. Die geistlichen Güter, welche solchen Personen gehören. Das geistliche Recht, das kanonische Recht. Das geistliche Gericht, im Gegensatze eines weltlichen.

Anm. In beyden Bedeutungen im Isidor gheistlichh, und bey dem Ottfried geislich. Kero gebraucht dafür noch atumlich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 516.
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