Geniste, die

[567] Die Geniste, plur. inus. 1) Eine Pflanze oder vielmehr Staude, welche eine Menge langer dünner Stängel wie Ruthen treibet, daher sie von einigen auch Pfriemenkraut genannt wird; Genista L. Der Nahme wird im gemeinen Leben sehr verunstaltet, indem er bald der Ginster, Genster, Ginst, Genst, bald Gälster, Gelster, Gester, Gast, Gäst, Gaister, Gemst, Galstern, Gurst u.s.f. lautet. Die wilde Geniste, Genista fagittalis L. wächset in den unfruchtbaren sandigen Gegenden[567] Deutschlandes. Die Färbergeniste, Genista tinctoria L. mit deren Kraute man gelb färbt, führet an einigen Orten eben dieselben Nahmen, so wie auch die Genista germanica und pilosa L. wird aber an andern auch Färberpfrieme genannt. 2) Ein Staudengewächs aus eben derselben Classe, Spartium L. welches um der ähnlichen Beschaffenheit seiner Äste und Zweige willen, gleichfalls Pfriemenkraut genannt wird, ist im Deutschen auch unter dem Nahmen Geniste, Ginster, Genster u.s.f. bekannt; besonders das bey uns wild wachsende Spartium scoparium, welches an andern Orten wegen der hochgrünen Farbe seiner Ruthen Grünitz, Grinitsch, Grinz, Grünling, Grünspan, an noch andern Schachkraut, Frauenschuh, Pfriemenholz, Hasenheide, Wildholz, Kühschoten, weil es Schoten trägt, Pfingstblume, und in Niedersachsen Brahme, Brahmen, Brahmkraut, Angels. Brome, Engl. Broom (S. 1 Brame.) genannt wird.

Anm. Im mittlern Lateine heißen diese Pflanzen, wenigstens eine derselben, Ginestus, im Ital. Ginestra, im Franz. Genet. Es scheinet, daß die vielen kleinen Ruthen, woraus die Äste und Zweige beyder Gewächse bestehen, zu ihrer Benennung Gelegenheit gegeben haben. S. das Genist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 567-568.
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