Gesund

[640] Gesund, -er, -este, (nicht gesünder, gesündeste,) adj. et adv. welches von thierischen Körpern und deren einzelnen Theilen gebraucht wird, denjenigen Zustand derselben zu bezeichnen, da sie zu allen ihren Verrichtungen geschickt sind, im Gegensatze des krank. 1. Eigentlich. Ein gesunder Leib, der nicht gebrechlich, noch krank ist. Gesunde Gliedmaßen, welche keinen Fehler haben. Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe, Ps. 35, 4. Besonders von diesem Zustande der innern Theile des Leibes. Der Kranke ist wieder gesund geworden. In meinen gesunden Tagen, da ich gesund war. Leben sie gesund, schlafen sie gesund, bleiben sie gesund, gewöhnliche Wünsche des vertraulichen Umganges. Gesunde Kinder haben. Er ist frisch und gesund. 2. Figürlich. 1) Diesen Zustand erhaltend oder befördernd, im Gegensatze dessen was ungesund ist. Auf den Bergen ist immer die gesundeste Luft. Kräuter sind eine gesunde Speise. Der Thee ist dir nicht gesund. Im gemeinen Leben auch in weiterer Bedeutung für heilsam, nützlich. Diese Züchtigungen sind ihm sehr gesund. 2) Unverdorben, seine nätürliche gute und vollkommene Beschaffenheit habend. Gesundes Holz, welches weder wurmstichig ist, noch andere Fehler hat. Gesundes Fleisch. Ein gesunder aber roher Verstand, der seine natürliche Richtigkeit hat, noch nicht durch Vorurtheile verderbt, aber auch noch nicht ausgebildet ist. Der gesunde richtige Verstand ist die gangbare Münze der Welt, Gell. Ingleichen, in diesem Zustande gegründet. Eine gesunde Gesichtsfarbe. Sieh, wie alles mit gesundem Wuchse aufblühet, Geßn. Eine gesunde (richtige, vernünftige,) Antwort. Das war doch ein gesunder Einfall. In einem gesunden und erträglichen Verstande läßt sich das nicht behaupten.

Anm. Bey dem Ottfried gisunt, im Nieders. Angels. und Schwed. nur sund, im Holländ. ghesond, im Latein. sanus. Ihre muthmaßet sehr wahrscheinlich, daß es ursprünglich ganz bedeutet habe, so wie das Nieders. heil so wohl ganz als auch gesund bedeutet. Das Engl. sound ist gleichfalls ganz. Ottfried gebraucht einige Mahl Ganzida für Gesundheit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 640.
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