Größe, die

[814] Die Größe, plur. die -n, das Hauptwort des Beywortes groß. Es ist, I. Ein Abstractum, die Eigenschaft eines Dinges zu bezeichnen, da es groß ist, in welcher Bedeutung es keinen Plural hat, außer in einigen Fällen, von verschiedenen Arten dieser Eigenschaft. 1. Absolute, die Eigenschaft eines Dinges, nach welcher es eine gewisse Ausdehnung hat, und die Quantität dieser Ausdehnung. 1) Eigentlich, von der körperlichen Ausdehnung. Die Größe des Umfanges eines Dinges messen. Jeder Körper hat eine gewisse Größe. Sterne der ersten, der zweyten, der dritten Größe u.s.f. Ihre stolze Einbildung ist eine Ungereimtheit von der ersten Größe. Ein Stein von ungeheuerer Größe. Besonders von der Ausdehnung in die Länge oder Höhe. Sie sind beyde von Einer Größe. 2) Figürlich, die Quantität der Grade der innern Stärke, der innere Unterschied ähnlicher Dinge, und die Eigenschaft, nach welcher sich derselbe vermehren oder vermindern lässet. Gottes Größe ist unbegreiflich. Die Größe der Kraft bestimmen. 2. Die Eigenschaft eines Dinges, nach welcher es eine große Ausdehnung hat, ein anderes bestimmtes Ding mehr als Ein Mahl in sich begreift; wo es nur in einigen figürlichen Bedeutungen gebraucht wird. 1) Der hohe Grad der innern Stärke, welcher die innere Größe ausmacht. Die Größe der Kraft, ihre Eigenschaft, da sie in kurzer Zeit eine große Last überwindet. Die Größe des Verstandes, wenn er den Zusammenhang der Dinge mit großer Deutlichkeit einsiehet. Die Lebhaftigkeit des Vergnügens entstehet von der Größe des Bestrebens, die Menge von Ideen, welche sich auf Ein Mahl darbiethen, zu entwickeln. Die Größe einer Handlung, da sie aus vielen einfachern Handlungen zusammen gesetzt ist. Ein Lobspruch, den ich mir wegen seiner Größe nicht zueignen kann, thut mir weher als ein verdienter Verweis, Gell. 2) Die Wichtigkeit, die Eigenschaft einer Sache, da sie sich auf viele erstrecket, auf viele einen starken Einfluß hat; welches die äußere Größe ausmacht, und oft die innere mit einschließet. Die Größe einer Handlung, einer That, eines Verbrechens, einer Tugend. Die Größe des Verstandes, wenn er viele[814] Gegenstände fasset und sie mit großer Deutlichkeit einsiehet. 3) Der hohe Vorzug vor vielen andern. (a) Dem äußern Vorzuge nach, ein sehr hoher Stand, eine sehr hohe Würde. Sich aus dem niedrigsten Elende auf die Spitze der menschlichen Größe schwingen. Auch Fürsten werden oft ihrer Größe müde. (b) Den innern Vorzügen, den innern großen und erhabenen Eigenschaften nach. Die Größe der Seele, Standhaftigkeit, unbeweglicher Muth, erhabene Gesinnung. Die Größe des Geistes. II. Als ein Concretum, und mit dem Plural, wo dieses Wort nur in der Mathematik üblich ist, ein jedes Ding zu bezeichnen, welches sich vermehren und vermindern lässet, so fern davon weiter nichts bezeichnet werden soll, als daß es sich vermehren und vermindern lasse.

Anm. Kero und die Monseeische Glosse gebrauchen Grozzii, Grozi von der Dicke. Im Nieders. lautet dieses Wort Gröte, Grotte und Grootheit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 814-815.
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