[1061] * Hêhr, adj. et adv. welches im Hochdeutschen völlig veraltet ist, aber in den Schriften der mittlern Zeiten so wohl Ober- als Niederdeutschlandes noch häufig vorkommt. Es bedeutet eigentlich hoch und gehöret zu dem Geschlechte des ar, er, or, welches in diesem Verstande in allen Europäischen Sprachen vorkommt; S. 5. Er, Ehre, Herr, Ur und Vor. Im figürlichen Verstande bezeichnete es, 1) erhaben, der Würde, dem Vorzuge nach; daher die hohe Messe ehedem mehrmahls die Hehrmesse genannt wurde. Manige bischof also herin, in dem alten Gedichte auf den heil. Anno V. 104. Heilig und her ist sein Nahme, Ps. 111, 9; wo es Luther durch schrecklich, furchtbar, erkläret. Das Griech. ƞρως, ein Held, scheinet damit verwandt zu seyn. 2) Heilig, wo es mit dem Griech. ἱερος überein kommt. Der here Nahmen Jesu Christ; Mechtildis die here, in den Scriptor. Brunsuic. bey dem Frisch. 3) Werth, lieb, theuer.
Suesse minne twing die heren
Das sie erkenne minen senden pin,
Walther v. Klingen.
Wil de vil here das ich vro beste,
Markgr. Heinrich von Meißen.
4) Froh, vergnügt; in welchem Verstande auch heer im Niedersächsischen üblich ist.
Diu machet mich so rehte her,
Reinmar der Alte.
Mehrere Beyspiele führen Frisch v. Hehr und Schilter v. Her an, woraus zugleich erhellet, daß so wohl ehe, eher, als Ehre, Herr, Herrlich und andere mehr von diesem alten Worte abstammen.