Heimlichkeit, die

[1081] Die Heimlichkeit, plur. die -en, von dem vorigen Bey- und Nebenworte. 1) Der Zustand, da man eine Sache geheim zu halten, vor andern zu verbergen bemühet ist; ohne Plural. Die Wohlthätigkeit, welche den Dürftigen so schön zu finden, und mit so glücklicher Heimlichkeit ihm zu helfen weiß, Gell.


Zu meiner Zeit

Befliß man sich der Heimlichkeit.

Genoß ein Jüngling ein Vergnügen,

So war er dankbar und verschwiegen,

Haged.


2) Eine heimlich gehaltene Sache, besonders von solchen Dingen, welche man der Ehre, des Wohlstandes wegen heimlich hält. Nach eines Heimlichkeiten forschen. Alle Heimlichkeiten offenbaren, alle Anekdoten. Jemanden seine Heimlichkeit offenbaren. In einigen Gegenden wird auch der Abtritt oder das heimliche Gemach die Heimlichkeit genannt, S. das vorige. Zuweilen, aber nicht im Hochdeutschen, auch ohne diesen Nebenbegriff. Der verrieth den Feinden alle Heimlichkeit, 2 Macc. 13, 21. Herr ewiger Gott, der du kennest alle Heimlichkeit, Sus. V. 42; wo es verborgen gehaltene Sachen überhaupt bedeutet.

Anm. In dem Schwabenspiegel nur das Heimlich. Aus dem vorigen erhellet, daß Heimlichkeit eigentlich keine an und für sich verborgene Sache bedeuten könne, wie Geheimniß, so fern nicht zugleich angedeutet werden soll, daß sie vorsetzlich geheim gehalten werde. Indessen fehlet es nicht an Beyspielen des Gegentheiles, welche aber im Hochdeutschen niedrig klingen. Ich will meinen Mund aufthun in Gleichnissen, und will aussprechen die Heimlichkeit von Anfang der Welt, Matth. 13, 35. Die Heimlichkeit der Dreyfaltigkeit, in einer Oberd. Schrift, für das Geheimniß.


Wie wollten wir doch mahlen

Die tiefe Heimlichkeit, Opitz, das tiefe Geheimniß.


So fern heimlich zunächst von Heim, das Haus, abstammet, bedeutete Hemeligkeit im Nieders. ehedem auch das Beysammenwohnen[1081] in einem Hause, ingleichen den nächsten Grad der Verwandtschaft.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1081-1082.
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