Heulen

[1162] Heulen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. Es druckt 1) einen starken, gedehnten, kläglich und zugleich widerlich klingenden Laut aus, welchen ein starker Wind, wenn er sich an einem Orte fänget, ingleichen die Hunde zu manchen Zeiten, wie auch die Wölfe, welche auch davon den Nahmen haben, zu machen pflegen, von denen man daher auch sagt, daß sie heulen. Die Winde heulen durch die gebogenen Gipfel.


In einem dicken Wald, wo Wind und Hunger heulten,

Haged.


Wenn man unter den Wölfen ist, muß man mit heulen, man muß sich in die Zeit schicken. Bey den Jägern heulen auch die Hohl- und Ringeltauben, wenn sie sich locken, welches von andern rücksen genannt wird. 2) In engerer Bedeutung, von Menschen, mit lauter und zugleich kläglicher Stimme weinen, wo dieses Wort einen verächtlichen Nebenbegriff hat, so wie diese Art zu weinen selbst etwas Niedriges und Verächtliches verräth; ob es gleich in Luthers Deutschen Bibel sehr häufig für laut weinen, laut klagen gebraucht wird. Sie heulte aus voller Lunge.[1162] Ein betrübter Esel heulte, weil des Schicksals karge Hand u.s.f. Haged. Figürlich auch, einen ähnlich widerlichen Laut von sich geben. Eine verstimmte Orgel heult. Wenn man noch untaugliche Gesänge in den Kirchen heult.

Anm. Im Nieders. hulen, im Engl. to howl, im Dän. hyle, im Schwed. ulfwa, im Isländ. ylfa, yla, im Finnischen ulwon, im Franz. hurler, houler, im Ital. urlare, im Span. ahullar, aullar, im Latein. ejulare, ululare, im Griech. ολολυζειν, υλαειν, im Hebr. אלול, im Arab. אלל ; über welche Übereinstimmung man sich nicht wundern darf, da alle diese Wörter, so wie gällen, hallen, schallen u.s.f. den Laut nachahmen, welchen sie ausdrucken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1162-1163.
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