Hülse (2), die

[1314] 2. Die Hülse, plur. die -n, Diminut. das Hülschen, Oberd. Hülselein. 1. Überhaupt, eine jede Hülle eines Dinges, besonders eine Hülle, welche aus einer festern Materie bestehet, und ein anderes Ding einschließet oder verhüllet. So werden die pergamentartigen Samenbehältnisse der Pflanzen, die hautartigen Schalen ihrer Früchte, häufig Hülsen genannt. Dahin gehören die Hülsen oder Bälglein, worin die Getreidekörner eingewickelt sind, die Hülsen der Weinbeeren, die äußere Schale derselben, besonders nachdem der Saft ausgepresset worden u.s.f. Weder[1314] Weinkern noch Hülsen essen, 4. Mos. 6, 4; den Kern oder die Schale, nach Michaelis Übersetzung. Auch die rauche Schale der Kastanien und Bucheicheln ist unter dem Nahmen der Hülse bekannt. 2. Besonders in verschiedenen einzelnen Fällen. 1) Diejenigen Samenbehältnisse mancher Pflanzen, welche aus zwey länglichen vermittelst zweyer Nähte an einander gesetzten Stücken bestehen, in welchen der Same befestiget ist, werden Hülsen oder Schoten, diejenigen Gewächse, welche solche tragen, Hülsengewächse, und der Same Hülsenfrucht genannt. In engerer Bedeutung führen, besonders in der Naturgeschichte, nur diejenigen Samenbehältnisse dieser Art den Nahmen der Hülsen, wo der Same nur allein an der Obernaht befestiget ist, Legumen; zum Unterschiede von den Schoten, in welchen der Same wechselsweise von einer Naht zur andern sitzet, Siliqua. So haben der Hauhechel, die Feigbohne, die Türkische Bohne, die Erbsen, die Linsen, die Wicken, die Kichern, der Klee u.s.f. in engerer Bedeutung Hülsen, die Kresse aber, der Hederich, die Levkoje, der Kohl, der Senf, der Rettig, der Waid u.s.f. Schoten. 2) Verschiedene durch die Kunst gemachte hohle Behältnisse, ein anderes Ding darin zu verwahren oder aufzubehalten. So heißen die kleinen Röhrchen an dem Gewehrschafte, welche den Ladstock aufnehmen, die hörnerne Mündung des Schrotbeutels, die papiernen Röhren in der Artillerie zu den Schwärmern, Serpentofen und Racketen u.s.f. Hülsen. Dahin gehöret auch die Hülse des Hammers in den Hammerwerken, die hohle Öffnung, worin der Stiel des Hammers beweglich ist.

Anm. In den gemeinen Sprecharten Hülsche, im Nieders. Hulse, im Holländ. Hulsche, im Schwed. Hylsor, im Engl. Husk, (S. Haus.) Es stammet mit Hülle und hüllen, von hehlen und hohl her, so daß die Endung -se das Werkzeug bedeutet. Im mittlern Lat. Culea, S. Schale. Die Niedersachsen haben noch andere Ausdrücke eine Hülse zu bezeichnen. Dergleichen sind Paale, Engl. Peel, welches zu Fell, pellis, gehöret, und gleichfalls den Begriff der Bedeckung hat; Slu, Sluwe, Schlaube, von dem Holländ. sloouen, bedecken, (S. Schlauch,) Bulstern, Booßen u.a.m.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1314-1315.
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