Leidenschaft, die

[2010] Die Leidenschaft, plur. die -en. 1) In der weitesten Bedeutung, eine Veränderung, welche von außen in einem Dinge hervor gebracht wird, und wobey sich dasselbe leidendlich verhält, im Gegensatze der Handlung; eine Bedeutung, in welcher dieses Wort nur zuweilen in der neuern Philosophie vorkommt. In diesem Verstande ist die Veränderung, welche in einem Schwamme vorgehet, wenn ich ihn zusammen drücke, eine Leidenschaft. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, eine jede Begierde, und in noch weiterm Verstande, eine jede Gemüthsbewegung, wenn sie zu einer Fertigkeit geworden ist, weil sich die Seele dabey leidendlicher verhält, als sie sollte. In diesem Verstande sind Liebe, Haß, Verlangen, Abscheu, Traurigkeit, Furcht, Verzweifelung u.s.f. so bald sie zur Fertigkeit werden, Leidenschaften. In solcher Übermaß wird die Liebe zum Leben Leidenschaft, Gell. Aus ihrer stillen Leidenschaft, aus ihren öftern Entfernungen von der Gesellschaft um dem Grame nachzuhängen, ists erweislich, daß sie noch verliebt ist. Das Feuer der Leidenschaft, welches in seinem Busen wüthet. 3) Häufig werden auch die einzelnen Ausbrüche heftiger Begierden, die Gemüthsbewegungen und Affecten, Leidenschaften genannt. Es ist nach dem Lat. Passio gebildet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 2010.
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