Malter (2), das

[39] 2. Das Malter, des -s, plur. ut nom. sing. welches jetzt nur noch als ein Maß verschiedener Dinge üblich ist. 1) Als ein Getreidemaß größerer Art, wo es fast in jeder Provinz von einem andern Gehalte ist. In Nürnberg hält ein Malter 8 Metzen, 32 Diethhaufen, 64 Diethhäuflein oder 128 Maß; in Erfurt 4 Viertel, 12 Scheffel, 48 Metzen, oder 192 Mäßchen; im Gothaischen 2 Scheffel oder 4 Viertel; in der Pfalz und Frankfurt am Main, wo es so viel als ein Achtel ist, 4 Simmer, 8 Metzen, 16 Sechter oder 64 Gescheid; in Danzig 16 Scheffel, 64 Viertel, oder 256 Metzen; im Hannöverischen 3 Scheffel, 6 Himten oder 12 Metzen; in Westphalen 4 Scheffel, 16 Viertel oder 192 Kannen; in Cöln 24 Faß; im Osnabrückischen 12 Scheffel, 48 Viertel, oder 192 Becher oder Metzen; in Obersachsen 12 Scheffel, 48 Viertel, oder 192 Metzen, wo es doch noch nach Maßgebung des Gehaltes der Scheffel wieder verschieden ist. 2) Als ein Maß des zu Scheiten geschlagenen Holzes, welches bey den Hammerwerken, Kohlenbrennern u.s.f. einiger Gegenden üblich ist, und gemeiniglich einen Würfel 4 Fuß hoch, 4 Fuß lang und 4 Fuß breit ausmacht, der folglich 64 Cubik-Fuß hält. Neun Malter machen alsdann 4 Klafter zu 4 Fuß Länge, drey Malter aber eine Floßklafter. 3) Als eine Zahl, wo es in einigen Gegenden eine Zahl von 15 ist, und alsdann mit dem verwandten Worte Mandel überein kommt. Ein Malter Garben, Käse u.s.f. da ist eine Mandel, oder eine Zahl von 15. In dem Schwabenspiegel Kap. 167 ist so wie in dem Sachsenspiegel des Königes Malter, d.i. ein großes Malter, eine Zahl von 30 Schlägen, welche der Verbrecher in manchen Fällen mit einer eichenen Spießgerte von drey oder vier Ellen lang bekam.

Anm. Als ein Getreidemaß im Nieders. Molt, ohne die Ableitungssylbe -er, im alten Engl. Maulder, Malder, im mittlern Lat. Maldra, Maldrus, Maltrum, Maldarium u.s.f. Es gehöret mit unserm Mulde, zu dem Geschlechte des Wortes 5. Mahl, welches so wohl einen tiefen Raum, ein Gefäß, als auch eine Erhöhung, einen Haufen bedeutet, von welcher letztern Bedeutung unser Malter, wenn es ein Holzmaß ist, abstammet. Zu der Bedeutung eines Gefäßes gehöret das mittlere Lat. Malderia, ein Kochgeschirr, das Angels. Mele, eine Schüssel, das Ulphilanische Mela, ein Scheffel, Schwed. Mål, Isländ. Mal, Flandrisch Mael; daher im Schwed. måla überhaupt messen ist. Da Mahl, Maß, und das Lat. Modius, (Nieders. Maat,) nur in den Ableitungssylben verschieden ist, so ist die Verwandtschaft[39] dieser Wörter leicht zu erkennen. Daher ist auch im mittlern Lat. Modulus ein Maß des geschlagenen Holzes, Franz. Moule de bois. Was die Bedeutung einer Zahl betrifft, so hat Malter dieselbe mit Mandel, Pfund, Schilling und andern ähnlichen Ausdrücken gemein, worunter besonders die beyden letzten mehrmahls von einer gewissen Anzahl Schläge vorkommen, S. diese Wörter. In einigen besonders Oberdeutschen Gegenden ist dieses Wort weiblichen Geschlechtes, die Malter.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 39-40.
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