Öhl, das

[590] Das Öhl, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten und Quantitäten, die -e, ein von sich selbst flüssiges Fett, ein fetter flüssiger Körper, welcher sich im Wasser gar nicht, oder doch nur wenig auflösen lässet, mit einer von Rauch und Ruß begleiteten Flamme brennet, und nach der Destillation eine kohlichte Substanz zurück lässet. 1) Eigentlich. Aus einem Körper das Öhl destilliren. Das Öhl aus den Früchten pressen. Öhl schlagen, es durch Stampfen aus den Samen heraus bringen. Wesentliches Öhl, welches den Geruch derjenigen vegetabilischen Substanz, aus welcher es gezogen worden, hat, wie Nelkenöhl, Zimmtöhl u.s.f. Brennzliches Öhl, ein jedes Öhl, welches durch die Destillation bey einem Grade der Wärme erhalten worden, welcher über den Grad der Wärme des siedenden Wassers gehet, und daher angebrannt[590] riecht und schmeckt; empyrevmatisches Öhl. Öhl brennen, in der Lampe. Öhl in das Feuer gießen oder schütten, figürlich, eine jede Leidenschaft noch heftiger machen. In engerer Bedeutung pflegt man diejenige Art des Öhles, deren man sich in gewissen Fällen am häufigsten bedienet, nur Öhl schlechthin zu nennen. Es ist unter Öhl in der Deutschen Bibel beständig Baumöhl zu verstehen, (S. die folgenden Zusammensetzungen,) und in der Hauswirthschaft pflegt man das Lein- und Rübsenöhl, dessen man sich zum Brennen in den Hauslampen bedienet, nur Öhl schlechthin zu nennen. Das Öhl der Kupferdrucker ist Nußöhl, und das Öhl der Mahler Leinöhl, S. Öhlfirniß. 2) Figürlich werden gewisse durch die Kunst bereitete flüssige Körper, wegen einer ähnlichen Consistenz, zuweilen Öhle genannt, dahin das Arseniköhl, Weinsteinöhl, Vitriolöhl, Kupferöhl u.s.f. gehören, S. diese Wörter.

Anm. Schon im Isidor Ole, bey dem Ottfried Oli, im Nieders. Ölje, bey dem Ulphilas Alev, im Schwed. Olja, im Angels. Ele, im Engl. Oil, im Böhm. Oleg, im Krainerischen Vojle, im Pohln. Oley, im Franz. Huile, im Ital. Oglio, im Lat. Oleum, im Griech. ελαιον, selbst in Patagonien Oli, und auf den Cocos-Inseln Lolo. Ihre lässet es von dem alten noch Schwed. ala, alere, abstammen, weil es dem Feuer Nahrung gibt, oder auch von ala, anzünden, und dem alten Eld, Aeld, Feuer. Allein es scheinet auch ohne diese Eigenschaft einen jeden flüssigen, besonders dicklichen Körper bezeichnet zu haben; daher ist im Angels. Eala, im Engl. Ale, im Schwed. Oel, im Isländ. Aul, im Lettischen Allus, im Esthnischen Olei, Oellut, und in einigen Niedersächsischen Gegenden Öhl, Bier, womit auch das Griech. ουλαι bey dem Eustathius überein kommt. In den nördlichen Mundarten ist Elbe, Elf, ein Fluß, und sogar im Patagonischen bedeutet Oli das Wasser. Gottsched hatte den sonderbaren Einfall, dieses Wort ohne h Oel oder Öl zu schreiben, bloß weil das Latein. Oleum, wovon er es ableitete, kein h hat. Die Ableitung war sehr ungegründet; gleich als wenn das ganze nördliche Europa nicht eher ein flüssiges Fett, oder einen flüssigen Körper überhaupt hätte benennen können, als bis es solches erst von den Römern lernen müssen. Hätte es aber auch mit der Abstammung seine Richtigkeit, so wäre es doch billig, daß ein Wort, welches durch Wegwerfung der Endsylben und durch Veränderung des Selbstlautes ein ganz Deutsches Ansehen bekommen, sich auch in der Schreibart bequemet, welche vor den flüssigen Buchstaben ein h erfordert, S. H.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 590-591.
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