Quendel (2), der

[891] 2. Der Quêndel, des -s, plur. inus. eine Pflanze, welche einen angenehmen gewürzhaften Geruch hat, und von welcher es mehrere Arten gibt. Unser gemeiner Quendel, Thymus Serpillum L. welcher auf den dürren Heiden und offenen Gegenden wächst, und von welchem der Citronen-Quendel eine Abart ist, wird auch[891] Hühnerkohl, Saturey, Feldpoley, Feldthymian, ingleichen, obgleich sehr unbillig, Feldkümmel, genannt, welches eine ganz andere Pflanze ist. Der Römische oder Wälsche Quendel, Thymus vulgaris L. welcher in Spanien und Languedoc einheimisch ist, ist bey uns unter dem Nahmen des Thymians am bekanntesten. S. auch Gundelkraut.

Anm. Der Nahme wird in den gemeinen Sprecharten gar sehr verderbt, indem er bald Quindel, bald Gundel, Gundling, Kundling, Kienlein, in Österreich Kundelkraut u.s.f. lautet. Er stammet vermuthlich von dem Lat. Cunila, Cunilago, ab, wofür im mittlern Lat. auch Quenula üblich war, und da dieses Gewächs im Österreichischen auch Kuttelkraut genannt wird, so scheinet es, daß man die Lateinische Nahmen von Cunnus, fulva, Kutte, abgeleitet habe.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 891-892.
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