Raffen

[917] Raffen, verb. reg. act. eilfertig und folglich ohne Ordnung mit den Fingern zu sich reißen. Alles auf einen Haufen zusammen raffen. Seine Sachen zusammen raffen, eilfertig, und ohne Ordnung. Alles zu sich oder an sich raffen, auch figürlich, sich dessen eilfertig und mit einer Art von Gewaltthätigkeit bemächtigen. Zusammen geraffte Beweisstellen, ohne Wahl und Ordnung zusammen getragene. Der Tod raffet zu sich alle Heiden, Habac. 3, 5. S. auch Aufraffen, Einraffen, Wegraffen u.s.f. Für reißen überhaupt man es nur in einigen Gegenden, wo man auch Gras raffet, d.i. abraufet. Daher das Raffen, statt des ungewöhnlichen Raffung.

Anm. Schon im Salischen Gesetze ist raban raffan, rauben. Im Nieders. lautet dieses Wort rapen und rappen, im Engl. to reap und to raff, bey dem Ulphilas raupjan, im Schwed. rappa, räpla, rifva, im Ital. arraffare, und selbst im Arab. rafaa. Es druckt den Schall aus, welcher mit dem Raffen verbunden ist, und ist ein sehr naher Verwandter von greifen, grapsen, rauben, raufen, rupfen, riffeln, Rappuse, dem Nieders. schrapen, dem Latein. rapere, corripere, Rapine, und hundert andern, welche sich nur durch Nebenbegriffe unterscheiden. Da der Begriff der Geschwindigkeit davon unzertrennlich ist, so ist rep im Nieders. auch schnell, rapidus, raptim, Schwed. rapp, und sich reppen sich schnell fort bewegen, so wie im Schwed. rapa schnell zu Boden fallen ist. S. Repphuhn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 917.
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