Saum (4), der

[1304] 4. Der Saum, des -es, plur. die Säume, in manchen Gegenden auch Saume, ein Wort, welches zunächst den Begriff der Masse, der Ausdehnung nach allen Seiten, der Last hat, aber nur noch im Handel und Wandel vieler Gegenden als ein Nahme eines Maßes, eines Gewichtes gebraucht wird. Zunächst scheinet es wohl so viel von einer Waare zu bezeichnen, als man auf ein gewisses[1304] Lastthier laden kann; daher dieses Wort auch im Oberdeutschen am häufigsten ist, wo man sich wegen der gebirgigen Gegenden der Pferde, Maulesel und Esel zum Lasttragen häufiger bedienet, als in Niederdeutschland. Pictorius erkläret Saum ausdrücklich durch so viel Last, als ein Roß trägt, und im Schwed. ist Some, onus Jumenti. In weiterer Bedeutung wird es aber auch überhaupt von einer gewissen bestimmten Menge und Schwere gebraucht, welche ungefähr so viel ist, als ein Lastthier tragen kann; wo es aber auch nur in einigen Gegenden, und von einigen Waaren üblich ist. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist Saum, und in Italien Soma, Salma, ein Maß flüssiger Dinge, welches zuweilen einen halben Eimer beträgt. Zu Callipoli in Italien ist Salma ein Öhlmaß, welches 290 Pfund wiegt. In Basel hält ein Saum drey Ohm oder Ahm, ein Ahm aber 32 alte, oder 40 neue Pott. In Zürch ist ein Saum 11/2 Eimer, in Bern aber 4 Eimer oder Brenten, welche zusammen 100 Maß machen. Vier Saum machen in Bern ein Faß, sechs Saum aber ein Landfaß. In Österreich ist Saum ein Handlungsgewicht, welches 275 Pfund wieget; in Botzen aber wieget es 400 Pfund. Am häufigsten werden die wollenen Tücher fast durch ganz Deutschland nach Säumen gerechnet, und da hält ein Saum in Wien, Nürnberg, Ulm, Frankfurt am Main, Sachsen, Schlesien, Berlin u.s.f. allemahl 22 Tücher oder Stücke Tuches, jedes von 32 Ellen. Im Braunschweigischen heißt ein solcher Saum, ein Stück. Wenn dieses Wort eine Zahl vor sich hat, so bleibt es nach dem Vorgange der meisten Wörter dieser Art im Plural unverändert; sechs Saum. Auf dem Harze ist Sahm ein Kohlenmaß, deren zwey ein Pferd tragen kann.

Anm. Es ist in dieser Bedeutung ein überaus altes Wort, welches mit dem Griech. und Lat. Sagma genau überein kommt. Schon in der Kirchenversammlung zu Metz vom Jahre 753 kommen Carri et Saumi vor. Im Ital. lautet es Soma, im Franz. Some, im mittlern Lat. Sauma, im Angels. und Engl. Seam, im Schwed. Some, im Bretagn. Sam. Das Lat. Summa, das Bretagnische samma, niederdrücken, haben gleichfalls den Begriff der Menge, der Last, so wie in dem Griech. σωμα, der Leib, der Begriff der Masse der herrschende ist. Wenn bey dem Kero ein Lastthier Sonaz heißt, so muß dafür wohl Somaz, oder vielleicht noch besser Somar gelesen werden. S. Saumer, Saumthier und 1 Saum.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1304-1305.
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