Schedel, der

[1390] Der Schêdel, des -s, plur. ut nom. sing. ein Wort, welches vermittelst der Ableitungssylbe -el, ein Werkzeug, Subject, Ding, von schad, schäd abstammet, und vermöge dieses Ursprunges gar vieler Bedeutungen fähig ist. Es kommt noch in einer gedoppelten Art vor. 1) * Trümmer, zerbrochene Stücke; nur in einigen Oberdeutschen Gegenden, z.B. in der Schweiz, wo die Mauernschedel eines Schlosses dessen Trümmer, Ruinen, Überreste sind. Es gehöret in diesem Verstande zunächst zu schaden, so fern es überhaupt verletzen bedeutete, und dem Hebr. שדד, verwüsten, S. Schaden. 2) Mit dem Begriffe des hohlen Raumes wird die Hirnschale noch zuweilen, vorzüglich aber[1390] im Oberdeutschen, der Schedel genannt, ob es gleich im Hochdeutschen in dieser Bedeutung auch nicht ganz fremd ist. Ein Weib warf ein Stück von einem Mühlsteine Abimelech auf den Kopf und zerbrach ihm den Schädel, Richt. 9, 53. Da sie hingingen, Jesebel zu begraben, fanden sie nichts von ihr, denn den Schedel und die Füße, 2 Kön. 9, 35. Da es denn auch zuweilen im verächtlichen Verstande für den ganzen Kopf gebraucht wird.

Anm. In Ansehung der letzten Bedeutung sind die meisten Sprachforscher bey der Ähnlichkeit zwischen Schedel und Scheitel stehen geblieben. Allein obgleich beyde Wörter ursprünglich Eines Stammes sind, so sind sie doch in ihren nächsten Ahnherren gar sehr verschieden. Das erstere hat ohne allen Zweifel den Begriff des hohlen Raumes, und gehöret zu Schatt, Schatten, Scheide Schatz 1, und andern dieser Art. Das Nieders. Schedel, die kleine Elbogenröhre, stammet wieder von einem andern Begriffe ab, welcher vermuthlich die Ausdehnung in die Länge ist. Viele halten die Schreibart Schädel für die richtigste, weil viele Verwandte dieses Wortes ein a haben; allein es gibt deren wenigstens eben so viele, welche ein e, ja einen jeden andern Vocal haben, und da das ä und ê in so viel hundert andern Fällen beständig mit einander abwechseln, so kommt es bloß auf den Gebrauch an, welcher Buchstab den Vorzug verdienet, und dieser spricht ohne Zweifel für das ê.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1390-1391.
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