Schelm (1), der

[1410] 1. * Der Schêlm, des -es, (Oberd. des -en,) plur. die -e, (Oberd. -en,) ein im Hochdeutschen völlig unbekanntes Wort, welches eigentlich ein abgezogenes todtes Vieh bedeutet, in welchem Verstande es noch in Niedersachsen hin und wieder gangbar ist, wo sein Pferd zum Schelmen machen lassen, so viel ist, als es abdecken lassen. In weiterer Bedeutung wird es in manchen Gegenden Ober-Deutschlandes von einem jeden todten, an Krankheit verstorbenen Körper, auch in verächtlichem Verstande von einem Aase gebraucht. Ein Schelmengeschmack, ein Aasgeruch, Hans Sachs. Es stinkt als ein Schelm, Seb. Frank, bey dem Frisch. Der Rab, der aus Noa Arche flog, fand vielleicht einen Schelmen im Wasser fließen, Königshof, eben daselbst.

Anm. Das Zeitwort schelmen, schinden, auch im figürlichen Verstande, und die Hauptwörter Schelmschinder, der Abdecker, und Schelmerey, Schinderarbeit; sind im Hochdeutschen eben so fremd. Bedeutete dieses Wort, wie sehr wahrscheinlich ist, eigentlich ein abgezogenes todtes Thier, so würde es mit schalmen, der Schale, Rinde oder Haut berauben, zu Schale, Nieders. Schelle, gehören. Indessen, da das m ein bloßer, seiner Bedeutung nach noch nicht genug bekannter Endlaut ist, Schal oder Schel aber gar viele Bedeutungen leidet, worunter besonders die des übeln Geruchs (S. Schal) oder auch des leblosen todten Zustandes (S. Schellen) in Betrachtung kommen, so findet immer noch eine schicklichere Ableitung Statt. S. das folgende. Im Wallis. ist Celain ohne Zischlaut gleichfalls ein Aas.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1410.
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