Schemen, der

[1413] Der Schêmen, des -s, plur. ut nom. sing. ein im Hochdeutschen ungewöhnliches Wort, welches nur in den gemeinen Sprecharten Ober- und Nieder-Deutschlandes üblich ist. Es bedeutet daselbst: 1) das Bild eines Dinges, so fern es durch Hemmung des Zuflusses des Lichtes entstehet, es geschehe nun im Wasser oder auf einem festen Körper, ein Schattenbild. Wie der Schemen im Wasser ist gegen das Angesicht, Sprichw. 27, 19. Sie gehen daher wie ein Schemen, Ps. 39, 7. Wo man dafür im Hochdeutschen Schatten gebraucht. 2) Eine jede Figur, Gestalt, wo es doch nur von einer erdichteten Gestalt des Gesichts für Larve, Maske in einigen Oberdeutschen Gegenden üblich ist, ehedem aber noch üblicher war. Verschiedene Beyspiele hat Frisch angeführet.

Anm. Im Nieders. Schem, Scheme und Schemel. Es ist so wohl mit Schein als mit Schatten Eines Geschlechtes, indem alle drey nur in den Endlauten unterschieden sind. S. die Anmerk. zu Schatten und Schein. Zu der nächsten Verwandtschaft unsers Wortes aber gehören so wohl unser Schimmer, als ein Intensivum, als auch das Schwed. Skymning, die Dämmerung, das Goth. Skeima, die Laterne, und das Griech. σχƞμα, die Gestalt. Luther gebrauchte es noch für Schein: Da Kain geboren war machte ihm Eva einen heiligen Schemen oder Krone um den Kopf, als wenn sie den Messiam geboren hätte. Im Niedersächsischen ist aver schemen überschatten, und hevenschemig trübe, dunkel, von der Luft und Witterung, woraus zugleich erhellet, daß Schemen und Schatten ursprünglich völlig gleichbedeutend sind, indem das erste hier auch von der Beraubung des Lichtes überhaupt gebraucht wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1413.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika