Schlauch, der

[1508] Der Schlauch, des -es, plur. die Schläuche, ein Wort, welches überhaupt den Begriff des hohlen oder vertieften Raumes hat. 1) Im weitesten Verstande, im welchem bey dem Matthesius die Sümpfe und Schläuche des Meeres die Schlünde, Abgünde, tiefsten Stellen desselben sind. Bey dem Kaisersberg und andern ältern Oberdeutschen Schriftstellern ist Schlauch, Schlug, der Schlund, die Gurgel, (S. auch Schlacht Anm.) Noch häufiger 2) im engern Verstande, mit dem Begriffe des Biegsamen, wo dieses Wort noch in vielen Fällen gebraucht wird, aus einer biegsamen Materie bestehende hohle Räume zu bezeichnen. In den warmen Ländern werden der Wein und andere flüssige Körper in ledernen Schläuchen aufbehalten und verführet. Lederne oder leinwandene Röhren oder Canäle, flüssige Körper darin von einem Orte zum andern zu leiten, heißen fast in allen Fällen Schläuche oder Schlauchröhren. Dergleichen sind die Schläuche an den Schlangenspritzen, die Weinschläuche, Bierschläuche u.s.f. mit welchen letztern Wein oder Bier in die Keller und Fässer geleitet wird. Das Zeugungslied mancher großen männlichen Thiere, besonders der Pferde und Esel, heißt der Schlauch. An dem Lauche, Zwiebeln u.s.f. sind die hohlen, aufgeblasenen Stängel unter dem Nahmen der Schläuche bekannt, und in manchen [1508]

Gegenden wird auch ein herab hangender Bauch, ingleichen die herab hangende Haut am Halse, der Schlauch genannt.

Anm. Im Böhm. Sslauch. Es stammet in der weitesten Bedeutung von schlagen her, so fern es ehedem auch sich in die Tiefe bewegen bedeutete, daher auch Schlag von Gräben und andern Arten der hohlen Räume gebraucht wird. (S. auch Schluche.) In der zweyten Bedeutung kommt noch der Begriff der Schlaffheit, des Schlotterns, der Biegsamkeit hinzu, indem im Angelsächs. Sleak, im Schwed. slak, und im Niederdeutschen schlack, so viel wie schlaff ist, (S. Schlackig.) Sehr nahe ist mit unserm Schlauch das Niederdeutsche Slu, Sluwe, in einigen Oberdeutschen Gegenden Schlaube, Schlaue, verwandt, die Hülse, Schale gewisser Früchte zu bezeichnen, Holländ. Sloester. Ohne Zischlaut gehöret auch Loch mit seinen Verwandten dahin.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1508-1509.
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