Sessel, der

[61] Der Sêssel, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Sesselchen, ein Wort, welches vermöge seiner Abstammung ein jedes Werkzeug oder Gestell bedeutet, worauf man sitzet, und auch ehedem in diesem weiten Umfange gebraucht wurde. In den spätern Zeiten hat man es enger eingeschränkt, und so pflegt man in Oberdeutschen vorzüglich die gepolsterten Stühle Sessel zu nennen. Ein[61] Armsessel, Lehnsessel, Tragsessel, welches im weitern Verstande auch eine Sänfte bedeutet, Feldsessel, Drehsessel, Schlafsessel, Fahrsessel, u.s.f. In dem gemeinen Sprachgebrauche kommt es wenig vor, außer daß man etwa die gepolsterten niedrigen Stühle ohne Lehnen in den Schlafzimmern an vielen Orten Sessel zu nennen pflegt. In der höhern Schreibart aber wird es oft für Stuhl überhaupt gebraucht.

Anm. Im Niederdeutschen mit der gewöhnlichen Verwandlung des s in t, Setel, im Angels. Sitl, Setol, im Engl. Settle, im Böhm, Sedadlo, Sesle. Ehedem gebrauchte man dafür im Oberdeutschen auch Siedel, Gesiedel. Es stammet, so wie Sattel, Sitz u.s.f. von sitzen, oder vielmehr von dem Stammworte ab, dessen Intensivum sitzen ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 61-62.
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