Sinnen

[106] Sinnen, verb. irregul. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert; Imperf. ich sann; Mittelw. gesonnen, Imper. sinne. Nachdenken, durch wiederhohltes oder geschärftes Denken zu erforschen suchen. Ich sinne und sinne, und kann mich doch nicht darein finden. Hin und her sinnen. Überall herum sinnen. Julchen denkt und sinnt und lebt in mir. Gell. Die Sache, welche man durch Denken zu erforschen sucht, bekommt das Vorwort auf. Auf eine List sinnen. Er sann auf neue Foltern ihn zu peinigen. Der Geist der Kaufmannschaft sinnt nur auf den Erwerb der Reichthümer. Daher das Sinnen.

Anm. So auch in den Zusammensetzungen Aussinnen, besinnen, ersinnen, nachsinnen. Allein in gesinnen hat es noch einige andere Bedeutungen, welche doch insgesammt in dem Hauptworte Sinn gegründet sind. Die Mittelwörter gesinnt und gesonnen sind allem Ansehen nach eher von diesem Zeitworte gesinnen abzuleiten, als von dem einfachen sinnen. Daß es vermuthlich ein Intensivum von sehen ist, ist schon bey Sinn bemerket worden, S. dasselbe. Das bey dem Ottfried befindliche sinnan, reisen, gehöret nicht hierher, sondern zu Gesinde und Senden, von welchem letztern es das Neutrum ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 106-107.
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